Goralisches Kostüm (Kat. Xl, 62) Kostüm aus der Gegend von Krakau (Kat. XI, 57)
Porto fino sieht man die Frauen an den Straßen sitzen, das Klöppelkissen auf dem
Schoß.
Gut vertreten ist die spanische Spitze, die spanische Blonde, die in ihren Originalen
zum Unterschied von den vielen Abarten der aus Italien stammenden points d'Espagne
orientalischen Einfluß und eine strenge Stilisierung zeigt.
Die niederländischen Stücke bringen die Erinnerung an die engen Straßen Brügges,
mit den kleinen Häuschen, auf deren hellen Fluren, gleich einem altmeisterlichen Bild, die
Frauen über die Klöppelarbeit gebeugt sitzen, und auch die Erinnerung an das Patrizierhaus
der Gruyters neben der alten johanneskirche mit seinem erlauchten Spitzenschatz. Wunder-
gespinste sind hier vereinigt. Doch auch unsere Ausstellung bot viel Fesselndes aus
diesem Bereich.
Besonders schön erscheinen die Mechelspitzen mit ihrem graziösen Streumuster,
dann subtile Klöppeleien aus Ypres und Valenciennes. Spinnwebzart ist der Faden und
und die Legende erzählt, daß sie in feuchten Kellern gearbeitet werden mußten, damit
der Faden die Dünne erlangte. Einen treffenden Eindruck von dem eigentümlich grau-
fümmrigen Ton der Oberfläche dieser Spitze gibt das Wort, das Marie von Bunsen von
ihnen brauchte. Sievergleichtdiesen Ton mit einem„matten Rauhreif". Ein Prunkstück dieser
niederländischen Abteilung ist der märchenhafte Brüsseler Brautschleier der Prinzessin
Karl von Hohenzollern, ein Hochzeitsgeschenk von achthundert Damen der belgischen
Aristokratie. Seine Besonderheit besteht in dem kostbaren „vrai reseau" der alten Tradition,
während sonst im XIX. Jahrhundert allgemein dieses Grundnetz mit der Maschine ver-
fertigt wird.