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Wir können die ganze Kultur und
Kunst des Ostens nicht verstehen ohne
die Indiens. Das hat man bisher vielfach
übersehen oder nur in Nebensachen an-
erkannt, so wenn man gewisse antike
Kunstelemente durch den Buddhismus
nach dem Osten gelangen ließ.
Leider ist uns von altindischer Kunst
außerordentlich wenig erhalten. Nur einige
Denkmale in Stein stehen noch aufrecht;
sie waren aber nur ein verschwindend
geringer Bruchteil indischer Kunstübung.
Das meiste war ja in Holz ausgeführt -
die Steinwerke sind zumeist ja auch bloß
Nachbilder hölzerner Werke. Während
uns Ägypten und Persien durch ihr
trockenes Klima die zerstörbarsten Dinge
erhalten haben, ist in der heißen feuchten
Luft Indiens fast alles dahingeschwunden.
So haben wir auch nichts von altindischer
Malerei, trotzdem viele Kennzeichen der
erhaltenen indischen Steinreliefs und die
indischen Spuren, die sich bis nach Japan
hin verfolgen lassen, für ihre hohe Ent-
wicklung sprechen; so ist auch nichts
von alten Geweben in Indien selbst mehr
vorhanden, wie ja auch die meisten Schrift-
werke zu Grunde gegangen sind."
Trotz all der Schwierigkeiten, die
sich der Erkenntnis bieten, ist immerhin
Seidengewebe, bräunlich auf Lila, köperartig, elniges bereits klafft Die der Indi-
Musler in Hotter Fadenlage. Österreichisches schen Kultur, Arya, Slnd 3.115 dem
Mumm- Gegm '15 4' n- G- Nordwesten in Indien eingedrungen und
ein den alten Persern jedenfalls sehr nahe verwandtes Volk. Noch in
spätantiker Zeit bestehen zwischen der Sprache der Perser und Arya eigentlich
nur dialektische Unterschiede.
Dieses indogermanische Volk der Arya war, wie schon die uralten vor-
buddhistischen Gesänge, die Veda, beweisen, mit außerordentlichem Natur-
sinn begabt. Aber sie scheinen - etwa wie die alten Germanen und auch
die Perser vor ihrer Weltherrschaft, nur geringe sinnliche Gestaltungskraft
besessen zu haben. Daher ist die indische Kunst auch die jüngste des ganzen
" Bei diesen liegen die Verhältnisse allerdings noch besonders ungünstig, da der Inder womöglich aus-
wendig lernr und es für eine Veräußerlichung hält, wenn er Dinge niederschreibt und nicht im Innersten behält.
"' Es ist fast unnötig, auf die treffiicben Auseinandersetzungen in Grünwedels Werke über die „Bud-
dhistische Kunst in Indien" (Berlin 1893) zu verweisen.