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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 3)

häufiger Lebenserinnerungen direkt freudiger Art. 
Auf den Deckeln römischer Sarkophage liegen 
nach etruskischer Art Mann und Frau halbauf- 
gerichtet, wie zur Mahlzeit auf dem festlich ge- 
schmückten Lager. I-Iochreliefs von Grabstelen 
zeigen einen Mann in der Toga auf dem Tricli- 
nium liegend und froh den Becher schwingend, 
den ihm ein Sklave gefüllt hat, vor sich den run- 
den, mit Speisen und Getränken besetzten Tisch, 
neben ihm oft die Gattin auf einem Stuhle sitzend 
und ihm zutrinkend. Das Leben wird wie eine 
frohe Mahlzeit genossen, darüber, was später 
kommt, zerbricht man sich nicht den Kopf. Die 
Familie, welche dem Verstorbenen das Grabmal 
setzt, wird außer solchen genrehaften Szenen auch in Brustbildern und Me- 
daillons dargestellt; ihre Namen nennt gewissenhaft, manchmal mit Beimen- 
gung von etwas Selbstgefühl, die Grabinschrift. 
Im Gegensatz zu der antiken Lebensfreude steht die christliche Vor- 
stellung des Lebens als einer Prüfungszeit, einer Vorbereitung auf ein 
besseres jenseits. Die Idee der Unsterblichkeit, der Existenz nach dem Tode, 
welche Griechen und Römer (aber auch Juden) gerne bei Seite schieben, 
tritt mit verstärkter Macht hervor und wird mit jener der Erlösung aus 
irdischer Leibes- und Seelennot kombiniert. Die 
Beziehung auf Christi Opfertod wird für die 
christliche Grabkunst das Leitmotiv, das Kreuz 
deren einfachste und häufigste Gestaltung. Der 
Tod bringt aber nicht nur Erlösung, er ruft auch 
zum ewigen Gerichte und die Zukunft gestaltet 
sich für den Sünder zur Ungewißheit. Zweifel, 
Angst und Schrecken begleiten den Tod, der 
nicht mehr wie einst als sanfter Schlummer auf- 
gefaßt, nicht mehr als schöner, wehmütig ver- 
träumter Jüngling dargestellt wird, sondern als 
furchterregendesGerippe. Freilichvermeidet man 
es gerne ihn zu formen, und ersetzt ihn durch die 
milde Gestalt des Todesengels, der den Menschen 
als Schutzengel auf dem Lebenswege geleitet 
hat, ihn einst aus dem Grabe auferwecken und 
vor Gottes Richterstuhl fordern wird. Diese 
reichen Wechselbeziehungen geben der Kunst 
weiten Spielraum und fördern die Entfaltung 
vielgestaltiger sinnvoller Allegorie. Bei der star- 
ken Betonung des Jenseits tritt die Darstellung 
des Lebens zurück, selbst im Bildnis überwiegt K_E_ Hmkm Grabmal Gßhlgr, 
 
K. Moser, Grabstätte 

	        
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