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Metadaten: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Steiermark

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nach Wien, Kram, Görz und Triest, nach Tirol, Ungarn und Kroatien, nach der Schweiz, 
Süd- und Norddeutschland, vornehmlich aber nach Berlin, von wo aus zum großen Theile 
der Petersburger Markt mit demselben versorgt wird. Das steirische Obst ist wegen seiner 
besonderen Qualität ein Handelsartikel geworden, welcher sich einen bevorzugten Platz 
dauernd auf den großen Märkten errungen hat. An der jährlichen Ernte participirt das 
Mittelland mit 55, das Unterland mit 40 und das Oberland niit 5 Procent. Der 
Gattung nach fallen 75 Procent auf das Kernobst und 25 Prvcent auf das Steinobst. 
Der höher gelegene Theil des Mittellandes und das ganze Oberland ist vorwiegend ans 
die Cultur des Wirthschaftsobstes angewiesen, während die übrigen Theile des Mittellandes 
und das Unterland auch edles Tafelobst cultiviren. Die wichtigste Gattung ist hierzulande 
der Apfel, der in vielen edlen Sorten gezogen wird. Als Specialität ist der Lichtenwalder 
Wachsapfel — nach Lucas Lichtenwalder Güldling — zu nennen, der, ähnlich wie der 
Tiroler Apfel, bisher außerhalb der Umgebung von Lichtenwald in seinen specifischen 
Eigenschaften nicht erzeugt werden konnte, da er überall trotz sorgfältigster Pflege ein 
von der Stammfrucht ganz verschiedenes Product geliefert hat. Als neue Sorte wurde 
auf der Weltausstellung in Wien im Jahre 1873 der in der Gegend von Gleisdorf 
cultivirte „Kronprinz Rudolf" benannte Apfel erkannt. 
Ungefähr ein Drittel der ganzen Ernte wird von fremdländischen und einheimischen 
Commissionären direct beim Producenten aufgekauft und außer Land gebracht. Der Nest 
wird im Lande theils zum unmittelbaren Consum, theils zur Bereitung von Obstmost 
verwendet, der als Trunk für das Gesinde und die Arbeiter von Wichtigkeit ist. Das 
Dörren des Obstes ist nur in beschränktem Maße gebräuchlich. Dagegen wird die Zwetschke, 
namentlich im Unterlande, nicht selten zur Erzeugung der über Görz in den Handel 
gebrachten „Amoli" verwendet. 
Die Verbreitung des Obstbaues wird durch zahlreiche staatlicherseits subventionirte 
Bezirks- und Gemeinde-Baumschulen gefördert, die zu Lehr- und Demonstrationszwecken 
dienen und den Grundbesitzern gut gezogene Obstbäume zu billigen Preisen liefern. Den 
selben Zweck, mit der Beschränkung auf das Unterland, verfolgt der Kronprinz Rudolf- 
Obstbauverein in St. Georgen an der Südbahn und der Obstbauverein für den Bereich der 
Bezirkshauptmannschaft Marburg, während die erste steirische Obstgenossenschaft in Wildon 
die Verwerthung des Obstes und die Belebung des Obsthandels sich zur Aufgabe gestellt hat. 
Einen ungewöhnlich raschen Aufschwung hat der Gartenbau, insbesondere der 
Blumenhandel durch die rastlose und erfolgreiche Thätigkeit der unter dem Protectorate der 
durchlauchtigsten Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie stehenden k.k. Gartenbau 
gesellschaft in Steiermark erfahren, welche im Wege der Belehrung und durch Gründung 
einer Gärtnerschule die Berufsgürtner zu einer intensiveren Thätigkeit anzuspornen und
	        
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