lieblich Altmodischen umspinnt. Lannersche Walzer-takte glaubt man zu hören. Und sie
klingen auch aus Franz Eybls und Daffingers Bildnissen. Pettenkofen fesselt durch die
temperamentsvoll erfaßten ungarischen Szenen. Seine Dorfmärkte, seine Zigeunerhütten
und Bauernhöfe haben Pußta-Rhythmus.
Dallinger erscheint mit seinen Pferden und Peter Fendi mit seinen gemütlichen
Novellen, die durch das Kulturelle der Requisiten Stimmung geben.
Wiener Porträtkunst ist dann noch hervorragend durch Friedrich von Amerling
vertreten, durch Karl Rahl, durch Angeli.
Und als Gedächtnisblätter für den noch nicht lang verschiedenen jüngsten Alten
genießt man die venezianischen Ansichten Rudolf von Alts.
Bei der künstlerischen Rundreise durch die deutschen Gaue gibt es viele fesselnde
Stationen.
Die Hamburger Gegend bietet besonders Überraschendes. Lichtwarks Spürsinn und
Bernt Grönvoldts, des in Berlin lebenden norwegischen Sammlers aparter Geschmack
haben eine sehr besondere Kollektion hier zusammengebracht. Und wenn man von ihren
Hauptstücken spricht, so muß man Namen nennen, die sicher nicht allgemein geläufig sind.
Mit sechsundvierzig Werken tritt hier ein in Hamburg 1805 geborener, in Meran
r886 gestorbener Maler auf, Friedrich Waßmann.
Seine Porträts in Kleinformat zeigen eine frappante Mischung energischer holzge-
schnittener Physiognomiecharakteristik, mit einer subtilen, fast rniniaturhaften Details
kunst malerischer Ausführung, dazu eine Geschmacksdistinktion in der koloristischen Ab-
stimmung der Kleider zu Sesselbezügen und Hintergrund von seltenster Delikatesse.
Auch Julius Oldach (1804 in Hamburg geboren, 1830 in München gestorben) be-
deutet eine außerordentlich interessante Begegnung. Manches, wie der „Stammbaum der
Familie Oldach" mit den Miniaturporträts auf den Zweigen, hat nur etwas Kulturkurioses,
Stimmung der „guten Stube" der Vergangenheit, aber einige Bildnisse, vor allem der
knorrige bittere Altmännerkopf, zwingen. Mir kam vor ihm die Vorstellung Hebbelscher
jugendstimmungen, harter Zeiten voll innerlich fressenden Grämens, Wesselburener
Zuchtmeisterei und Stockregiments. Dies Gesicht wäre eine Maske für den Meister Anton
der Maria Magdalena, und auch Otto Ludwigs Erbförster dürfen sie tragen. Starmackig,
voll einer grimmigen erdrückenden Rechtlichkeit ist sie und sie hat nie gelacht.
Der viel bekanntere Philipp Otto Runge tritt gegen diese aus der Vergessenheit auf-
tauchenden Gestalten etwas zurück. Er interessiert mehr als Gesamterscheinung, in seinen
Zusammenhängen mit der deutschen Romantik, in seinen literarischen Berührungen,
seinen symbolischenFarbentheorien. Seine Bilder geben in ihrem koloristischen Geschmack
uns heute nicht mehr viel, mehr interessiert seine Komposition, zum Beispiel in seinem
großen Familiengruppenbild, das sich in den Verhältnissen von Menschen und Umgebung
sehr originell aufbaut.
Von bemerkenswerten Hamburgern wären noch die verschiedenen Gensler zu nennen,
Günther, Jakob und Martin, von denen Günther 1840 die Mitglieder des Hamburger
Künstlervereins gemalt hat: die drei Brüder Gensler, Herrn, Kauffmann, Solthau, Milde,
Heesche, Otto Speckter, Sander.
Eine kulturell und malerisch interessante Gegend stellt die Schleswig-Holsteinische
Gruppe dar. Hans Peter Feddersen und Karl Ludwig jessen. Sie geben eine echte wurzel-
kräftige Heimatkunst. Ihre niederdeutschen Gestalten sind leibhaftig aus dem Erdreich
herausgenommen. Und die Bauerninterieurs, die auch in der Ausstellung des Kunstgewerbe-
museums „Kunst auf dem Lande" eine große und wichtige Rolle spielten, fesseln immer
wieder durch die koloristische Kraft, die diesen Stoffen an sich innewohnt, und durch
den liebevoll nachbildenden Sinn, der sie auf die Leinwand gebracht hat.
In den Dresdener Bezirken begegnet man jener Künstlererscheinung, die schon in
der sommerlichen Revue deutscher Landschaftskunst so anziehend wirkte: Kaspar David
Friedrich.