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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 6 und 7)

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innere Ausstattung war viel- 
fach reich und kostbar, war 
doch Wien ein durch zahl- 
reiche Handelsprivilegien ge- 
schützter Stapelplatz orien- 
talischer sowie occidentaler 
Waren. Beide genannten 
Erzähler berichten, daß die 
I-Iäuser von innen und außen 
bemalt waren und einen 
prächtigen Eindruck mach- 
ten. Weite Kellerräume tru- 
gen der damals sehr großen 
Bedeutung des Weinhandels 
Rechnung; aber auch Wirt- 
schaftshöfe sind noch ein 
häufiges Requisit der Anla- 
gen und Gärten keine Selten- 
heit.Laubengänge anPlätzen 
und Hauptstraßen, denen 
aucheinsehrbewegtesVoll-rs- 
leben eigen war, belebten das 
Stadtbild. Der Steinbau gab 
das Gepräge. Wir wissen, 
daß Wien eine der bedeu- 
tendsten Bauhütten des Mittelalters besaß und der häufige Zuzug deutscher 
Steinmetze und Maurer wird auf den Baucharakter des Bürgerhauses nicht 
ohne Einßuß geblieben sein. 
Charakteristisch für das Wiener Bauwesen ist das fast gänzliche Fehlen 
sichtbarer Äußerungen der Renaissancezeit, die ja in Wien unter dem Zeichen 
der Türkenfurcht, großer Befestigungsbauten und wirtschaftlicher Einschrän- 
kungen stand. Auch die Anlage der Stadt, des engen befestigten inneren Ker- 
nes und der konzentrisch gelagerten dorfartigen Vororte ist hier von Bedeu- 
tung gewesen. Die wiederholte Zerstörung dieser äußeren Wohnstätten durch 
Feindeshand ließ dort nur sehr wenig an ältesten Urkunden übrig. 
Nach dem Verschwinden der äußeren Gefahren folgte eine Blütezeit 
des Bauwesens, aber ihre treibende Kraft liegt später in den höheren Gesell- 
schaftsklassen. Wien wurde Residenzstadt, Sitz des Adels und der Geistlich- 
keit und erhält seine innere Umgestaltung namentlich unter der Herrschaft 
monumentaler Ambitionen. Es kam die Zeit der italienischen Einflüsse, der 
Rornfahrten aller Baukünstler heimischer Abstammung, der Einwanderung 
italienischer Künstler. 
Aber auch diese Zeit war dem Bürgerhaus günstig. Der heimische Bau- 
künstler setzte die traditionelle Form des Giebelhauses, den Erker in 
 
Wien, Wohnhaus auf der Mölkerbastei
	        
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