MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 6 und 7)

Sehr interessant ist 
es auch, zu sehen, wie 
die formalen Elemente 
der italienischen Renais- 
sance durch Säulen und 
Bogenfenster mitspre- 
chen. Sie vermählen sich 
in sehr naiver Weise mit 
dem mittelalterlichen 
geschlossenen Erker, 
mit Vorkragungen und 
Giebeln. Sie vertragen 
die Nachbarschaft von 
Zinnen und einfachen 
Spitzdächern oder Wal- 
men und machen nir- 
gends den Eindruck von 
fremdenElementen,son- 
dern den organischer, 
mit Bedürfnissen über- 
einstimmender Baufor- 
men. Ihre Formgebung 
ist so einfach, die Ver- 
wendung als eine nicht 
ornamental, sondern 
konstruktiv begründete 
Form stets so richtig, 
daß sie aus dem allge- 
meinen Charakter ent- 
sprungen erscheinen. 
Wie ganz anders wirkt es, wenn wir bei einer modernen „Villa" Re- 
naissanceformen „angewendet" sehen. Man empfindet, daß der Grundriß- 
bildung, dem Aufbau, den baulichen Hilfsmitteln Gewalt angetan werden muß, 
damit dieses oder jenes Motiv Platz findet, damit die Ähnlichkeit mit 
gewissen „Vorbildern" erreicht wird. Und oft ist reiches ornamentales Detail 
zu finden, das in einer Surrogattechnik „nach berühmten Mustern" äußerlich 
angefügt ist, wo im Grunde jedes Ornament überflüssig und störend wirkt. 
Für den gewöhnlichen Bau waren die reichsten und höchsten Beispiele alter 
Kunstfertigkeit gerade gut genug und die reinsten und edelsten Bildungen 
der bedeutenden Künstler gerade passend, um mit ganz unzulänglichen 
Mitteln zum Aufputz ausgebeutet zu werden. 
Wir fühlen die fremden Federn im modernen Baugewand sofort. Bei 
jenen naiveren, aber auch natürlicheren alten Bauten in und um Bozen denkt 
man nicht an fremden Ursprung von Formen, man hat nur das beruhigende 
Straße in Sterzing, Tirol
	        
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