Sehr interessant ist
es auch, zu sehen, wie
die formalen Elemente
der italienischen Renais-
sance durch Säulen und
Bogenfenster mitspre-
chen. Sie vermählen sich
in sehr naiver Weise mit
dem mittelalterlichen
geschlossenen Erker,
mit Vorkragungen und
Giebeln. Sie vertragen
die Nachbarschaft von
Zinnen und einfachen
Spitzdächern oder Wal-
men und machen nir-
gends den Eindruck von
fremdenElementen,son-
dern den organischer,
mit Bedürfnissen über-
einstimmender Baufor-
men. Ihre Formgebung
ist so einfach, die Ver-
wendung als eine nicht
ornamental, sondern
konstruktiv begründete
Form stets so richtig,
daß sie aus dem allge-
meinen Charakter ent-
sprungen erscheinen.
Wie ganz anders wirkt es, wenn wir bei einer modernen „Villa" Re-
naissanceformen „angewendet" sehen. Man empfindet, daß der Grundriß-
bildung, dem Aufbau, den baulichen Hilfsmitteln Gewalt angetan werden muß,
damit dieses oder jenes Motiv Platz findet, damit die Ähnlichkeit mit
gewissen „Vorbildern" erreicht wird. Und oft ist reiches ornamentales Detail
zu finden, das in einer Surrogattechnik „nach berühmten Mustern" äußerlich
angefügt ist, wo im Grunde jedes Ornament überflüssig und störend wirkt.
Für den gewöhnlichen Bau waren die reichsten und höchsten Beispiele alter
Kunstfertigkeit gerade gut genug und die reinsten und edelsten Bildungen
der bedeutenden Künstler gerade passend, um mit ganz unzulänglichen
Mitteln zum Aufputz ausgebeutet zu werden.
Wir fühlen die fremden Federn im modernen Baugewand sofort. Bei
jenen naiveren, aber auch natürlicheren alten Bauten in und um Bozen denkt
man nicht an fremden Ursprung von Formen, man hat nur das beruhigende
Straße in Sterzing, Tirol