Josef Engelhan, Siesta, Pastell
überströmt er von saftiger Lokalmalerei. Da kommt jener Tanz im Sophien-
saal, wo die feiste Köchin, in giftgrün gleißendem Seidenkostüm, mit ihrem
sehr „schieberisch" aufgelegten Galan durch die Wirbel des Walzers rast;
einer der kecksten Griffe Engelharts ins Wiener Leben und dessen strotzen-
den animalischen Humor. Wenn irgend ein Wiener Lebensbild, so gehört
dieses in eine Wiener Galerie, ohne Rücksicht auf die Rücksichtslosigkeit,
mit der dieser Sohn des Volkes die Wahrheit sagt. Und gleichzeitig sah man
die „Blumenmädchen", diese stadtbekannten Exemplare des ewig Über-
weiblichen, dann jene Bank voll mannigfach kostümierter Maskenball-
dämchen, wo die tolle Farbenlaune des Zufalls eine ganze Musterkarte von
Möglichkeiten der Buntheit zusammengewürfelt hat. Dann den Tisch im
Ballrestaurant, über den sich ein junges frisches Wesen neigt. Und -
so recht aus der gewohnten Sommerfrische am Wörthersee heraus - die
vier Kinder des Künstlers, nebst handarbeitender Mama, die Lisi, die Christel,
die Mariedl und den Michel; diesen amphibischenjungen in Schvvimmhosen,
der einzig denkbaren Tracht für den Sprößling eines passionierten Segel-
sportsman, und die kleinste Kleine gar in Evas kleidsamer Uniform. Diese
ungemein frischen Bilder sind jetzt in dem ganz schiffskabinenmäßig holz-
vertäfelten Vorzimmer der Engelhartschen Wohnung in die Naturbretter
der Wände eingelassen. Das alles fröhliche Lebenskraft und Lebenslust,
unbesorgt die Schönheit des Daseins genießend, die Freude in ihrer Positivität,
die Welt im Sonnenschein. Und doch darin ein ernster Schlagschatten, voll
Sammlung im Gemüt, ein Denkmal warmer Pietät: das Bronzedenkmal, das
der Sohn dem Vater aufs Grab stellte. Engelhart als Plastiker feierte mit
dieser mannhaften Aktügur, die sich mit emporgehobenem Laken die Tränen