„Darauf mit aller Macht aufmerksam zu machen, ist zur Emporbringung der
Industrie in unsern Zeiten um so nötiger, je weniger so mancher gemeine
Handwerker, der nur um des augenblicklichen Gelderwerbes willen arbeitet,
von höherer Vervollkommnung seines Gewerbes sich einen Begriff machen
kann. Wenn er aber nur nicht ganz stumpfsinnig ist, so muß er bei dem
Anblicke so vieler Proben menschlicher Geschicklichkeit gewiß eine edlere
Ansicht auch von seinem Erwerbszweige bekommen und zu einem höheren
Streben erweckt werden." Diese Wirkung müsse noch durch die Betrachtung
verstärkt werden: „So weit hatten es schon die Alten gebracht! Diese Alten,
auf die wir mit stolzen Blicken hinabsehen, weil wir uns in allen Stücken für
weiter vorgerückt halten." Wenn man erwäge, daß diese Alten viel unvoll-
kommenere Werkzeuge, viel weniger Kenntnis von Mechanik, Mathematik,
Physik und Chemie hatten, auch so mancherlei Erleichterungsmittel noch
Abb. 13. Achaz- und Jaspisbecher und Kristallgefäß in Silberfassung mit Opaien und Almandinen
nicht kannten, deren wir uns erfreuen, so werde sich ihm gewiß der Gedanke
aufdrängen: Es wäre eine Schande, da stehen bleiben zu wollen, wo jene auf-
hörten, oder gar noch weiter zurückzugeben und schlechtere Dinge zu liefern.
Den dritten und letzten Vorteil zu erörtern, hat Schönfeld sich bis zuletzt
aufgespart, weil er ihm besondere Wichtigkeit beimißt. „Es gibt", sagt er,
„Perioden im menschlichen Leben, wo durch Unglücksfälle, zum Beispiel
verwüstende Kriege, anhaltende Teuerung, Stockung einzelner Gewerbe usw.,
unter den geringeren Volksklassen mannigfaltige Verlegenheiten entstehen.
In solchen Zeiten ist derjenige, welcher von Jugend auf nichts weiter betrieben
hat als sein besonderes Gewerbe, oft der gänzlichen Verarmung preis-
gegeben. Wie aber, wenn ihn dann jemand in das Museum führte und den
Reichthum an Kunstprodukten aller Art vor seinen Augen entfaltete: würde er
dann nicht eines oder das andere finden, zu dessen Verfertigung er Geschick-
lichkeit in sich fühlte, und das für ihn eine Quelle des Wohlstandes, wenigstens
ein Mittel würde, ihn aus der Verlegenheit des Augenblicks zu reißen. Das
ist ja eben die Ursache so vieles Elends der gewerbetreibenden Klassen in
einzelnen Gegenden, daß sie nur ein einziges Gewerbe zu treiben verstehen,