MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 5)

Sitzende den Ausblick auf Platz oder 
Straße behält. Eine Sammlung von 
Kultusobjekten auf einem Zierbrett, 
mit Kruzifix und Bildwerken ist 
auch der ständige Schmuck dieses 
Platzes. 
So ist eigentlich auch die Raum- 
einteilung in der Bauernstube schon 
vielfach ein Gegenstand traditioneller 
Übung. Die Wand und Deckenbildung 
weist ein nicht minder typisches Ge- 
präge auf. 
Steiermark hat aus dem Mittelal- 
ter weit mehr kirchliche als profane 
Bauwerke erhalten. Und doch kann 
man sagen, daß vielfach der Geist der 
mittelalterlichen Konstruktion bis in 
die letzten Jahrhunderte fortgelebt 
hat. So ist die Balkendecke mit dem 
mächtigen I-Iauptbalken (Unterzug), 
der in der Mitte eine gekerbte Verzie- 
rung trägt, und der kräftigen Dielung, 
die an den Kanten der vorspringenden 
I-Iolzteile eine traditionelle Proiilierung 
zeigt, ein Erbstück des Mittelalters, 
das bis in das XVIII. Jahrhundert dem 
Holzbau erhalten bleibt. Ebenso ist 
die Täfelung der Wand ohne Füllun- 
gen aus glatten Brettern und schmalen 
Deckleisten eine sehr alte Übung. 
Diesen ererbten Motiven der 
Holzbaukunst sindin der Renaissance- 
zeit, die den reichen Schmuckapparat 
von Rahmen und Füllungswerk, von 
Josef E"ge1g:;:zfi"dema'"e' Gesimsen, Giebeln, Säulen und Pilas- 
tern in die Wohnstube gebracht hat. 
wohl formale Bereicherungen, aber keine so lebenskräftigen Grundformen 
hinzugefügt worden. 
Dafür ist alle Liebe und Schmuckfreude, die in der Renaissancezeit 
jeder handwerklichen Tätigkeit noch eigen ist, der Durchbildung der Wohn- 
stube zugewendet worden. 
Der Eindruck wohnlichen Behagens ist auch in der Renaissancestube 
so vollkommen erreicht, wie es keiner späteren Zeit besser gelang. Nur die 
Bürgerstube der Biedermeierzeit hat diesen Eindruck für eine andere
	        
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