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Metadaten: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 7)

Pracht der Gewänder sowie die Farbe derselben sind noch schwankend. 
Die weiße Farbe war nicht mehr die alleinherrscbende. 
Nun beginnt von Karl dem Großen bis auf Innocenz III. 800-1200 
die völlige Ausbildung, d. h. Fixirung des Paramentes, eine nPeriode der 
Liturgikerß, die wir noch kurz zu berühren haben. Es ist ein Walafried 
Strabo, 1' 84g, Arnalarius (825), Hrabanus Maurus, 1' 856, Pseudo Alcuinus, 
Ivo Carnotensis, I-lonorius Augustodunus, Hugo von St. Victor und be- 
sonders Innocenz III. selbst, für die die Paramenrik bereits ein wissen- 
schaftliches Problem, also etwas mehr weniger Abgeschlossenes gewesen 
sein musste. Sie suchen Symbolik und Analogie mit den levitischen Ge- 
wändern des A. B. in ihre Paramente zu legen; es war ein neuer Stand- 
punkt, den die christliche Antike nicht kannte. Aus dieser Zeit stammt 
die Unterscheidung und autoritative Festsetzung der liturgischen Farben, 
die jetzt noch gelten: weiß, das bis in's 6. Jahrhundert fast ausschließlich 
herrschte, wozu dann aus dem byzantinischen Costüm wie aus den Ver- 
gleichen mit den jüdischen Cultfarben kamen: roth, grün, auch schwarz 
und im 13. Jahrhunderte die violette Bußfarbe. Weiß als Farbe des 
Lichtes, das Symbol der Gottheit, das Bild der Wahrheit, wie es Clemens 
Alexander schon nannte (R. E. S. 186). In rothem Kleide sollten nach 
einer Vorschrift des Papstes Eutychianus (275-283) die heiligen Blut- 
zeugen begraben werden, und jetzt ward Roth die liturgische Farbe für 
Martyrerfeste und ist es geblieben bis heute, zugleich die Farbe des 
hl. Geistes, der in feurigen Zungen herabstieg, und die Farbe der Liebe. 
In der griechischen Kirche wird die rothe Farbe auch bei Messen für 
Verstorbene genommen, zu welchem Zwecke der Papst immer nur rothe 
Pararnente anlegt. Ob hiebei an eine Nachwirkung resp. Erweiterung des 
erwähnten Eutychianischen Decretes aufVerstorbene überhaupt zu denken 
ist, lassen wir unentschieden, um so mehr, als das Roth eher den Ge- 
danken an eine frühere dunkle Purpur-Nuance nahelegt. Sonst ist Schwarz 
die Farbe der Trauer, als dessen Abart merkwürdiger Weise Violett ein- 
geführt wurde. Violett an sich soll als Mischung von Roth und Schwarz 
Liebe und Trauer, also Buße anzeigen. Grün ist das Symbol des Sprossens 
und Werdens, noch immer die Farbe der Hoffnung, daher die Zeitfarbe 
für das ausgehende Kirchenjahr. Papst Innocenz III. (De quatuor coloribus 
principalibus) hat die Zahl und den symbolischen Gebrauch der Kirchen- 
farben festgestellt, die Form des Messkleides aber nicht verändert. Letztere 
ist noch immer die alte Paenula, aber nunmehr schon das ausschließliche 
Kleid des Priesters. 
(Schluss folgt.)
	        
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