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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

Bald nach Pausanias nimmt Ulpian, der 
, berühmte Rechtslehrer aus der Zeit des Kai- 
sers Alexander Severus das Wort, aus dessen 
Schriften später ein großer Teil in die Pan- 
dekten Justinians übergegangen ist. Er deu- 
tet an, daß die Ansichten über den Stoff der 
Murrinen geteilt seien, daß nicht alle ihn 
für eine edle Steinart hielten, ohne für seine 
Person zu der Frage Stellung zu nehmen. 
„Murrina autem vasa in gcmmis non esse, 
scribit Cassiusf" Ein anderer Rechtslehrer, 
namens Javolenus, nennt die Murrinen bloß, 
ohne irgend eine Bemerkung anzuknüpfen." 
, Als Letzter spricht Lampridius im Leben He- 
Antikes Netzglas aus Köln. liogabals von ihnen, den Mißbrauch kenn- 
B"""' "mwadum zeichnend, den der wahnsinnige Wüstling mit 
kostbaren Kunstarbeiten trieb: ,.Onus ventris auro excepit, in murrinis et ony- 
chinis minxit." Früher hatte Martial von ähnlichen Scheußlichkeiten berichtet. 
Auf Grund dieser wenigen Nachrichten beschäftigte man sich schon 
vorn XVI. Jahrhundert ab, seit das Interesse für die Antike wieder reger 
geworden war, angelegentlich mit den rätselhaften Gebilden, von welchen 
man mit Sicherheit unter den Überresten des Altertums kein einziges Stück 
mehr zu entdecken vermochte, obwohl sie einst so zahlreich im Gebrauch 
waren, daß allein mit dem Vorrat eines einzelnen Sammlers von Murrinen, des 
Konsulars Petronius, zur Zeit Neros ein ganzes Theater oder doch wenigstens 
dessen Bühne gefüllt werden konnte. Cardanus brachte die Nachrichten bei 
Properz, wonach Murrinen in parthischen Öfen gebrannt wurden, mit der 
Schilderung bei Plinius, ihrer Gebrechlichkeit, Buntheit und anderen Eigen- 
schaften zusammen und verfiel auf den Gedanken, sie für Porzellan zu 
erklären, das von China bereits in römischer Zeit nach Europa gekommen 
seifi" Gewisse Abweichungen, welche zu dem Bilde, das die alten Schrift- 
steller von den Murrinen geben, nicht stimmen wollten, wie die Iris, die 
durchsichtigen Stellen, haben sich nach seiner Ansicht erst im späteren 
Verlauf der Fabrikation eingestellt. Julius Cäsar Scaliger und dessen Sohn 
Josef waren derselben Meinung. Wenn Plinius sie im Widerspruch zu 
Properz für Gemmen halte, so geschehe das nur „quod ignorat, esse pocula 
ex Signino cocta, apud Sinas facta, quae nos porcellana vocamus, quare 
ridiculi sunt, qui ex Plinio gemmea horiolanturWT Auch Salmasius ergriff 
des Cardanus Partei und schrieb 162g: „Nihilsane vero propius, quam antiqua 
murrina esse porcellanea nostraß-H- Das Vertrauen in die Autorität des 
Plinius war also bei diesen Gelehrten bereits erschüttert, während sie für 
"' Ulpian, Pandect. 34, Tit. z, g, Q 19. _ S" Javolenus, Pandect. 33, w, n: „Murrea autem vasa." 
"K" Cardanus, De subtilitate, Nürnberg x55o. - 1' J. C. Scaliger, De subtilitate ad Cardan. exercil. 97, S. 327 
ed Wechsel 160i. josepb Scaliger, zu Propenius, IV, 5, 26 ed. II. 1500. - 1'1- Salmasius, exercit. Plin. in soli- 
nurn S. 204. 

	        
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