Bald nach Pausanias nimmt Ulpian, der
, berühmte Rechtslehrer aus der Zeit des Kai-
sers Alexander Severus das Wort, aus dessen
Schriften später ein großer Teil in die Pan-
dekten Justinians übergegangen ist. Er deu-
tet an, daß die Ansichten über den Stoff der
Murrinen geteilt seien, daß nicht alle ihn
für eine edle Steinart hielten, ohne für seine
Person zu der Frage Stellung zu nehmen.
„Murrina autem vasa in gcmmis non esse,
scribit Cassiusf" Ein anderer Rechtslehrer,
namens Javolenus, nennt die Murrinen bloß,
ohne irgend eine Bemerkung anzuknüpfen."
, Als Letzter spricht Lampridius im Leben He-
Antikes Netzglas aus Köln. liogabals von ihnen, den Mißbrauch kenn-
B"""' "mwadum zeichnend, den der wahnsinnige Wüstling mit
kostbaren Kunstarbeiten trieb: ,.Onus ventris auro excepit, in murrinis et ony-
chinis minxit." Früher hatte Martial von ähnlichen Scheußlichkeiten berichtet.
Auf Grund dieser wenigen Nachrichten beschäftigte man sich schon
vorn XVI. Jahrhundert ab, seit das Interesse für die Antike wieder reger
geworden war, angelegentlich mit den rätselhaften Gebilden, von welchen
man mit Sicherheit unter den Überresten des Altertums kein einziges Stück
mehr zu entdecken vermochte, obwohl sie einst so zahlreich im Gebrauch
waren, daß allein mit dem Vorrat eines einzelnen Sammlers von Murrinen, des
Konsulars Petronius, zur Zeit Neros ein ganzes Theater oder doch wenigstens
dessen Bühne gefüllt werden konnte. Cardanus brachte die Nachrichten bei
Properz, wonach Murrinen in parthischen Öfen gebrannt wurden, mit der
Schilderung bei Plinius, ihrer Gebrechlichkeit, Buntheit und anderen Eigen-
schaften zusammen und verfiel auf den Gedanken, sie für Porzellan zu
erklären, das von China bereits in römischer Zeit nach Europa gekommen
seifi" Gewisse Abweichungen, welche zu dem Bilde, das die alten Schrift-
steller von den Murrinen geben, nicht stimmen wollten, wie die Iris, die
durchsichtigen Stellen, haben sich nach seiner Ansicht erst im späteren
Verlauf der Fabrikation eingestellt. Julius Cäsar Scaliger und dessen Sohn
Josef waren derselben Meinung. Wenn Plinius sie im Widerspruch zu
Properz für Gemmen halte, so geschehe das nur „quod ignorat, esse pocula
ex Signino cocta, apud Sinas facta, quae nos porcellana vocamus, quare
ridiculi sunt, qui ex Plinio gemmea horiolanturWT Auch Salmasius ergriff
des Cardanus Partei und schrieb 162g: „Nihilsane vero propius, quam antiqua
murrina esse porcellanea nostraß-H- Das Vertrauen in die Autorität des
Plinius war also bei diesen Gelehrten bereits erschüttert, während sie für
"' Ulpian, Pandect. 34, Tit. z, g, Q 19. _ S" Javolenus, Pandect. 33, w, n: „Murrea autem vasa."
"K" Cardanus, De subtilitate, Nürnberg x55o. - 1' J. C. Scaliger, De subtilitate ad Cardan. exercil. 97, S. 327
ed Wechsel 160i. josepb Scaliger, zu Propenius, IV, 5, 26 ed. II. 1500. - 1'1- Salmasius, exercit. Plin. in soli-
nurn S. 204.