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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

wiedergeben, das sind Flecken, die von Ringen 
anderer Farbe, auch mehrfachen, umzogen 
werden. Diese Dekoration, die in der Natur 
zum Beispiel auch beim Onyx vorgebildet ist, 
muß geradezu als ein kennzeichnendes Merk- 
mal der Millefiori angesehen werden und er- 
klärt sich durch die Technik des Überfangs. 
Ein Glasstab von bestimmter Farbe wurde in 
_ flüssige Glasmasse anderer Farbe eingetaucht, 
j so daß sich urn ihn ringsum eine Schicht in 
Form einer Röhre von rundem oder unregel- 
mäßigem Querschnitt ansetzte. 
Diese Prozedur konnte beliebig wieder- 
holt werden, so daß sich mehrere Schichten 
in buntem Wechsel der Farben um den zu- 
meist dunklen Kern legten. Solche mehrfach 
überfangene Stäbe wurden zu Bündeln zu- 
sammengeschmolzen, Glasstäbe und Brocken 
ß anderer Farbe und Form, auch farblos durch- 
5'554 Mahagfjärfgilxijx; m" B"""'" sichtige und vergoldete dazwischen eingefügt 
_ und so ein Klumpen, ein Block von buntfar- 
biger, durch und durch gemusterter Glasmasse gewonnen. Aus diesem 
konnten die ganzen Gefäße oder dünne Plättchen herausgeschnitten 
werden. In den Schnittflächen ergaben sich konzentrische, augenartige 
Muster, regellose Flecken, ein bunter Wechsel von Farben und For- 
men. Die einzelnen konzentrischen Schichten sind nicht schroff vonein- 
ander getrennt, sondern zeigen in den Farben eine allmähliche Abstu- 
fung vom Hellen zum Dunklen, was durch die Färbung des Überfangs 
selbst erzielt ist und außerdem dadurch gefördert wurde, daß der Stoff nicht 
vollkommen opak ist. Mit Ausnahme einiger Sorten von Rot, Smaragdgrün 
und Gelb sind alle Glaspasten wenigstens leicht durchscheinend und machen 
nur dann den Eindruck, als ob sie ganz undurchsichtig wären, wenn die Innen- 
wand der Gefäße unrein ist und diese selbst eine enge Mündung hat, so daß 
kein Licht in das Gefäß eindringen kann. Bei den durchscheinenden Glas- 
schichten der Murrinen geht die Farbe an den Rändern über und bildet so 
vermittelnde Töne. Diese Erscheinung ist wohl bei Glas allein zu beobachten 
und bei Marmor, Edelsteinen, Quarzen und Flußspaten ausgeschlossen. 
Namentlich an den Rändern milchweißer Schichten spielen die Nachbar- 
farben in weichen Halbtönen hinüber. 
Thiersch übersetzt „circumagentibus se maculis" mit „Flecken, deren 
Farbe sich beim Wenden des Gefäßes ändert, „changiert", und bringt auf 
diese Weise außer der Varietas colorum, der Farbenbuntheit, auch eine 
Variatio colorum, einen Farbenwechsel, ein Farbenspiel heraus. Solches war 
der antiken Glasindustrie wohlbekannt; die Calices allassontes versicolores des 

	        
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