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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

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Ich war nicht 
wenig überrascht 
daraus zu erfahren, 
daß auch die mo- 
derne Glasindustrie 
den Ausdruck Mur- 
rinen kenne und 
wandte mich des- 
halb um nähere 
Aufklärungen an 
Conton, der mir vor 
einigen Tagen fol- 
gendes darübermit- 
teilte: „Die heuti- 
genvenezianischen 
Glaskünstler be- 
zeichnen als Mur- 
rinen die Gläser mit 
mehrfarbigen 
Flecken, die nicht 
in der eigentlichen 
Mosaiktechnik 
ausgeführt sind, 
sondern folgender- 
maßen: zuerst wer- 
den nach Belieben 
Stäbchen von ver- 
schiedener Form 
undFarbe angeord- 
net, diese in den 
Venezianischzr Glasluster (Schloßhof) 
"Ofen gebracht, so daß daraus eine einzige Masse zusammenschmilzt, der man 
sofort in einem Holzmodel eine rohe Form gibt, gewöhnlich die einer Schale. 
Dann wird das Stück auf das sorgfältigste mit dem Rade auf der Drehbank 
bearbeitet. Um eine einzige Schale fertig zu machen, braucht es nicht weniger 
als einen Monat! Die meisten brechen, ehe sie fertig werden. Ein alter Glas- 
künstler sagte mir, es sei eine Seltenheit, wenn unter zwölf Stücken zwei 
gelängen. 
Deshalb haben die Murrinen einen sehr hohen Preis. Sie fragen, 
weshalb die Modernen sie Murrinen nennen? Weil vor zwanzig oder fünf- 
undzwanzig Jahren hier jemand geglaubt hat, daß die antiken Murrinen auf 
diese Weise hergestellt worden seien. Was die Milleiiori betrifft, so werden 
diese, obwohl sie den Murrinen sehr verwandt sind, doch nicht so bezeichnet; 
die modernen Glaskünstler stellten nämlich die Milleliori schon lange her, 
ehe sie die oben beschriebene Art kennen lernten." 
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