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müßten denn die älteren
Pläne einmal zurückge-
stellt und dann wieder
vorgenommen worden
sein; doch hätte diese
Annahme wohl etwas
Gezwungenes an sich i
und wird durch die
weiteren Betrachtungen
noch mehr an Wahr-
scheinlichkeit verlieren.
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VÄII iliiiiiii
Wenn es für uns nun
vielleicht schon sehr
überraschend war, zu
erkennen, daß ganz be-
stimmte Teile der Burg
von I-Iildebrandt wirklich
ausgeführt waren und
zum Teile sogar noch
erhalten sind. so darf
eine andere Beobach-
tung, die wir an dem
Plane Hildebrandts machen können, wohl noch in höherem Grade als un-
erwartet gelten. Wir bemerken nämlich bei ganz genauem Zusehen in den
mittleren Teilen zwischen dem großen Hofe und dem Michaelerplatze ver-
schiedene Bleistiftlinien eingezeichnet; an einigen Stellen ist es deutlich, daß
sie über der roten Zeichnung sitzen, also nachträglich ausgeführt worden
sind, aber jedenfalls noch in alter Zeit, wie schon die gleichmäßige „Patina"
der ganzen Zeichnung beweist.
Da die - sehr feinen und zum Teile nur als Furchen erhaltenen -
Bleistiftlinien überaus schwer zu erkennen, aber dennoch vollständig
gesichert sind, habe ich eine genaue Durchzeichnung angefertigt, bei der
außer den verstärkt wiedergegebenen Bleistiftlinien nur die wichtigsten
anderen Linien (gestrichelt) angedeutet sind (Abbildung auf Seite 618).
Zunächst beachte man die lange von oben nach unten führende Gerade;
sie reicht oben bis in das aus der Stadt hinausführende - anscheinend aber
mit keinem der jetzigen genau stimmende - Tor des umgebaut ge-
dachten Leopoldinischen Traktes. Der Sinn der Linie ist klar: bei dem
ursprünglich hier gegebenen Plane Hildebrandts ist, soviel man zu erkennen
vermag, der Durchgang durch die Burg aufgehoben (wie in späteren Plänen
wäre der öffentliche Verkehr wohl durch die Schauüergasse zu einem neuen
Tor mehr rechts geführt worden); die lange Bleistiftlinie stellt nun die große
Durchschnitt durch den Vordertrakt des Palais Daun (jetzt Kinsky) in
Wien nach Niemann