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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

 
Entwurf für die Hofburg in Wien, 1790- 1792. Lavierte Federzeichnung, gegen {fs der natürlichen Größe 
In hohem Grade barock ist ferner die Bildung des I-Iaupttores, wie wir 
sie in dem Stiche sehen. Beim Louvre und ähnlich etwa bei dem unter 
französischem Einflusse entstandenen Zeughause in Berlin ist das Über- 
greifen der Toröffnung über das mittlere Hauptgesims doch nur scheinbar; 
in Wirklichkeit ist das Halbrund des Bogens geschlossen und die tatsächliche 
Öffnung auf den unteren Teil des Baues beschränkt. In dem Wiener Ent- 
wurfe bricht das Tor aber wirklich durch die mittlere Hauptlinie hindurch. 
Man könnte vielleicht einen Augenblick denken, daß hier eine Un- 
genauigkeit des Zeichners oder des Stechers vorliege." Aber gerade in Werken 
der Wiener Barockkunst, insbesondere in Bauten und Entwürfen des älteren 
Fischer von Erlach können wir Vergleichbares finden; so erheben sich bei 
dem Entwurfe für ein Gartenhaus (in Fischers Werke „Historische Archi- 
tektur", IV.,Tafel 19) auf dem Mittelsimse des Baues, das sonst noch Pilaster 
und Säulen trägt, gleich drei solcher Bogen nebeneinander. Auch der oberste 
Hallenbau in seinem (zweiten) Entwurfe für Schönbrunn bietet eine ähnliche 
Lösung. Jedenfalls muß man in solchen Lösungen aber eine andere Auffassung 
als in den französischen Beispielen erkennen. 
Wie befremdlich übrigens das hohe Tor auf spätere Zeiten wirkte, sehen 
wir deutlich aus einer Bemerkung des „k. k. Hof und Kanzlei Scriptors", 
Ludwig von Remy, der im Jahre 1831 dem Kaiser Franz ein Begleitschreiben 
zu zwei neuen Burgbauentwürfen überreichte?" es heißt da von der alten, 
im Stiche erhaltenen Fassade: 
„Es dürfte jedoch kein Zweifel obwalten, dass in dem erwähnten Kupfer- 
stich, somit auch in dessen Abzeichnung A" (die beigelegt war) „das Ver- 
hältnis des Bogens des Einfahrts-Thores der Mitte, so wie die zwey Eingangs- 
Thüren daneben, unrichtig gestochen und gezeichnet worden sey, weil ein 
" Um so mehr, als das innere Tor der Durchfahrt im Stiche entschieden zu hoch erscheint; es ist gewiß 
nicht höher gedacht gewesen als heute, wo es unter dem Simse bleibt, oder als das im Stiche auf der Rückseite 
des Hofes angegebene Tor. Da es sich im Stiche aber um die Wiedergabe eines Modelles handelt, und dieses 
gewiß nur die Vorderseite gab. ist eine solche Ungenauigkeit erklärlich; es sprach jedenfalls auch die Absicht 
mit, einen möglichst klaren Durchblick zu gewinnen. 
""" In der k. u. k. Familientideikommiß-Bibliothek.
	        
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