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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

Wenn man aber gemeint hat, daß insbesondere die Mittelkuppel bei 
dem Entwurfe, der dem Modell zu Grunde lag, schon wegen der Rotunde 
unbedingt nötig wäre, so kann man dem auch nicht beistimmen. Ich will 
nicht leugnen, daß die (kreisförmige) Rotunde tatsächlich mit diesem Projekte 
im Zusammenhange steht. Die Einzelformen stimmen, so weit wir sie nach 
den alten Resten kennen, ganz gut mit anderen Arbeiten des jüngeren 
Fischer, so die Voluten im inneren Haupttore, die etwa den Deckenträgern 
der Reitschule entsprechen, oder der Trophäenschmuck an den Haupt- 
pfeilern." 
Der „Vorhof", wenn ich ihn so nennen kann, scheint (vergleiche Ab- 
bildungen auf Seite 6x0 und 6x2) die Absicht oder wenigstens die Nebenabsicht 
zu haben, von dem hohen Außentore, das wir auf dem Stiche gewahren, zu 
dem tatsächlich viel niedrigeren des Oktogons und der inneren Fassade über- 
zuführen; so scheint man die Sachlage ja auch bei dem Neubaue dieser Teile 
in den Jahren 1890 bis 1893 aufgefaßt zu haben. 
Der Umstand, daß das Hauptsims des Rundbaues mit dem Mittelsimse 
der Fassade, nach dem gestochenen Entwurfe also dem Auflager des Haupt- 
tores, übereinstimmt, spricht jedenfalls für eine solche Auflassung. Daß man 
an Stelle der früheren Ellipse den Kreis gesetzt hat, geht wohl auf das 
Streben nach größerer Ruhe und Monumentalität zurück." 
Ein Zwang zur Schaffung einer äußerlich sichtbaren Kuppel ist mit 
diesem Raume aber keineswegs gegeben; eine halbkreisförmige Kuppel 
fände innerhalb der im Stiche gegebenen Fassade ganz gut Platz.""'"" 
Die Beleuchtung des Rundbaues sollte wohl ähnlich wie in der Eingangs- 
halle des Prinz Eugen-Palais durch ein in der Mitte der Wölbung befind- 
liches Oberlicht stattfinden; man wird eben auch da, wie es in der alten 
Kunst üblich war 7 wenn sich die Wirkung in einem Falle bewährt 
hatte - von Werk zu Werk vorgeschritten sein. Gewiß konnte auch das 
römische Pantheon mit seinem einheitlichen Oberlichte als Muster vor- 
schweben. 
Nun ist aber, wie gesagt, wenigstens eine Eckkuppel tatsächlich aus 
alter Zeit erhalten. 
Es ist möglich, daß zu der Idee, hier an der Ecke eine Kuppel zu er- 
richten, der Umstand mit beigetragen hat, daß, wie die Abbildung auf 
Seite 608 zeigt, hier schon seit alters ein kleiner kuppelgekrönter Turm stand. 
Bei einer barocken Neuanlage, die ohne Symmetrie nicht denkbar ist, konnte 
" 0b das etwas harre Anserzen des inneren Haupttores der Rotunde an das Oktogon auf eine Änderung 
während des Baues zurückgeht, bleibe hier unentschieden. 
w" Während die früher geplante Ellipse (Abbildung auf Seite 6x8) in den von Hildebrand! begonnenen 
Bau oEenbar so eingefügt gedacht war. daß vom Bestehenden möglichst viel geschont wurde, mußre bei Aus- 
führung des Kreises der anliegende kleine Hof verändert werden. Daraus hat sich in der inneren Fassade der 
Reichskanzlei dann wieder das Blindtor zwischen dem Miitellore und dern rechten Tore ergeben; auf der anderen 
Seite führt ein wirkliches Tor in den einen kleinen Seitenhof. 
v" Der Zeit läge übrigens auch eine flachere Form nicht ferner, wie sich ja auch Korbbogen irn Tor- 
baue vorfinden. Die Konstruktion der Kuppel wäre wohl aus Holz gebildet gewesen, wie dies auch bei der Reit- 
schule der Fall ist.
	        
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