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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 12)

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Clemens, Prinzessin Clementine, von der aber auch die entzückend ätherische Pastellstudie 
ausgestellt ist, dann Gentz), das Lucassche PorträtWellingtons, ein Geschenk an Metternich. 
Ein empireglatt behandeltes und statuenhaües Brustbild des Fürsten ist von Gerard, von 
einem Unbekannten das große Porträt seiner zweiten Gemahlin, gebornen Freiin von Leykam, 
in Weiß, mit rotem Shawl. In ganzer Figur sieht man auch Pauline von Borghese, selbander 
in einem Park, von Gerard. Ein Graf Metternich, aus früherer Zeit, in der grünen Uniform 
eines Oberstjägermeisters, ist von Heinrich Foelix. Auch Reynolds kommt vor, mit einem 
Bildnis der Angelika Kauffmann, und die Vigee Le Brun (Gräfin Flora Wrbna, mit Rosen 
bekränzt). Selbst Kaiserin Maria Theresia erscheint zweimal, das eine Mal mit einer Larve 
in der Hand. Diese Porträtgalerie ergänzt sich aber in köstlicher Weise durch eine 
Kollektion von x50 Miniaturen, von Dafiinger und Kriehuber. Persönlichkeiten und Schön- 
heiten zwischen 1815 und 1845. Auch der jugendliche Erzherzog Franz Joseph ist da, von 
Daffinger signiert, als sechzehnjähriger Kürassierleutnant; Herzog Adolf von Nassau, als 
Jüngling noch jetzt zu erkennen, Graf Louis Taaffe desgleichen durch die Ähnlichkeit mit 
seinem Sohne, dem verstorbenen Ministerpräsidenten. Charakterköpfe, wie die Oberst- 
kämmerer Graf Czernin und Fürst Moritz Dietrichstein, der alte Feldmarschalleutnant 
Nugent, zahlreiche Russen (Tatischtscheff, Graf Pahlen, Narischkin), ja selbst Türken 
und Perser und brillante Offiziere (Prinz Moriz von Nassau in Ulanenuniform) und 
Frisuren a la Lenau (Graf Moriz Fries, Conte Lucchesi-Palli, Großvater der Fürstin 
Campofranco) und glänzende Damen in wahren Makart-Kostümen (Fürstin Melanie 
Metternich und Gräfin Sandor). Eine Anzahl vorzüglicher alter Meister (Teniers, 
Van Goyen, Wouwermans, A. Hondius, Guardi) sind mit eingestreut; besonders merk- 
würdig die Familie Hardmuths-Cronberg (1488 bis r 54g) von einem altkölnischen Meister, 
und dazu ein reizender Waldmüller (Gebirgssee mit einem Dutzend kleiner Figuren im 
Vordergrund) und ein hübsches Pferdebild von Dallinger. Die Plastik stammt meist von 
Canova und aus seiner Nähe. Es sind zierliche, heute durch ihre naive Zeitstilistik schon 
wieder interessant werdende Sachen (Pampalonis knieendes Mägdlein mit Tauben), 
daneben auch einzelne gute Barockskulpturen, zum Beispiel ein liegender Flußgott Rhein 
vom Mainzer Scholl. Porträtbüsten können nicht fehlen; Kaiser Ferdinand I., Rauchs 
Friedrich Wilhelm 111., Königin Luise, Zar Nikolaus und so weiter. Es ist in der Tat ein 
vollständiges Kunstkabinett von anno dazumal. 
AGENBÜND. Die XXI. Ausstellung des l-Iagenbundes, von Urbans Gewandtheit 
räumlich gegliedert, bringt zunächst einen interessanten Berliner Gast, Professor 
Louis Corinth. Er ist einer der Starken im Lande und hat ja auch vor Jahren durch seine 
kraftrneierlich hingemörtelten Szenen in blauestem Blau und gelbstem Gelb die erste 
Aufmerksamkeit erregt. Jetzt befindet er sich unverkennbar im Banne Liebermanns und 
gelegentlich Slevogts. Liebermanns erste Periode, die „schwarze", die noch an Munkacsy 
lehnte, hat sichtlich auf Corinths „Karussel" abgefärbt, übrigens ein Bild von starker 
koloristischer Eigenschaft. Aus einer Finsternis voll scheinbar unangenehmer Elemente 
gährt doch ein ausgiebiger einheitlicher Ton hervor, der sein großes Verdienst hat. Auch 
das treEliche Porträt Ansorges, in weißem Sommeranzug in der grünlichen Ode eines 
Hausgärtchens sitzend, ist ein im Grunde Liebennannsches Arrangement aus der Zeit, 
da er noch für trocknende Wäsche auf alltäglichem Grase eingenommen war. Mehr in die 
Nähe Slevogts gerät er mit Bildern wie „Perseus und Andromeda" und dem Porträt des 
Bildhauers Friedrich (mit nacktem Rücken). Der Perseus ist ein schwarz geharnischter 
Ritter von effektvoller Mache, der zum Fleischton Andromedas einen Gegensatz von dank- 
barer Derbheit gibt. Das Mischen des Fleischtons ist das Lieblingsproblem des Künstlers 
und er bringt es zu Mischungen von unabweisbarer Geltung, wenn auch das Angestrengte 
des Wollens nicht immer überwunden ist. Manchmal mißlingt er ganz und aus den künst- 
lichen Beschmutzungen will keine Reinheit hervorblühen. Man kennt diese Griffe ins 
Volle und Griffe daneben von so vielen Koloristen her, die jetzt mittelbar oder unmittelbar 
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