MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 12)

SV, 
Die meisten Landschafter 
waren in beiden Ausstellungen 
vertreten, doch nicht alle. Doch 
fand man ausschließlich in der 
„Academy" Louis Dessars in- 
teressante Gemälde. In seiner 
Kunst ist übrigens eine Ver- 
änderung eingetreten. Er ist 
etwas schärfer in der Linien- 
führung geworden. Während 
früher die Formen fast ver- 
schmolzen in die fein empfun- 
denen, reizvollen Töne der 
Atmosphäre, welche Dessar 
hauptsächlich durch Trocken- 
lasur erreichte, so ist er jetzt 
bestimmter in den Konturen ge- 
worden und manchmal erin- 
nern seine Bäume sogar an die- 
jenigenvonPuvisdeChavannes. 
Paul Dougherty hat sich 
eine farbenreichere Palette an- 
geeignet als früher und seinen 
Stil zu einer bedeutenden Naturauffassung eigener Art geklärt. Dazu hat 
er an der Küste von Maine eine kleine Insel entdeckt, die bisher nur von 
Fischern bewohnt war, und sich dieselbe als seine eigenste Domäne erkoren. 
Die ungebrochene kraftvolle Lebensfülle seiner Natur Findet den ihr ent- 
sprechenden Ausdruck in den Motiven jener unberührten Gegend, wo die 
dunkelblauen Fluten des atlantischen Ozeans gegen die felsigen Küsten 
des jungfräulichen Eilands schlagen. Seine Arbeiten besitzen eine stolze 
Note und treten überall aus der Fülle anderer Bilder lichtvoll heraus. 
Manche unserer Landschaftsmaler verfallen in eine Nachahmung der 
Barbizonisten und arbeiten wie nach einem unabänderlichen Rezeptenbuch. 
Die Eigenart des Künstlers wie des Objekts beginnt sich infolgedessen 
zu verwischen. Nur die stärkeren Talente bleiben frei davon und arbeiten 
sich zu persönlichen Schöpfungen empor. Dougherty steht der direkten 
Naturauffassung näher als die meisten unserer amerikanischen „Stimmungs- 
maler". Er ist unbedingt der bedeutendste Marinemaler der Jungen. Auch 
Albert L. Groll, dessen Gemälde mit ihren ungemein harmonischen Farben- 
sinfonien einen lyrisch-musikalischen Charakter tragen, hat sich eine 
neue Sphäre erkoren und sich während des letzten Sommers auf ein Gebiet 
verlegt, das freilich schon manche vor ihm auszubeuten versuchten, aus dem 
aber durch ihn echte Kunstwerke voll Poesie ausgelöst wurden. Er begab 
sich nach den Indianerterritorien des Westens, brachte viele Wochen in 
 
F. Louis Mora. Studienkopf eines spanischen Mädchens
	        
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