Nr. 23
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 259
(Die Kunstsammlung der Berliner Jüdischen Gemeinde.)
In den letzten 'Monaten hat die Kunstsammlung der Berliner
Jüdischen Gemeinde, die im Obergeschoß des Hauses Oranien
burger Straße 29 untergebracht ist, durch Schenkungen und
Erwerbungen bedeutenden Zuwachs erhalten. Die Abteilung
der silbernen Kultusgerä-te ist durch mehrere Stücke alten
Thoraschmuckes und einen überaus seltenen Hochzeitsgürtel
bereichert worden. Für die Münzsammlung konnten einige be
sonders schöne Exemplare altpalästinensischer 'Münzen erwor
ben werden. Von Bedeutung ist es, daß für die moderne Ab
teilung Gemälde von Chagall und den in Paris tätigen jüngeren
Künstlern Mane-Katz, Max Band, Al Feder und S. Menkes
angekauft wurden. Zum Ausbau der Kunstsammlung wurde eben
ein Jüdischer Museumsverein in Berlin gegründet.
VOM KUNSTMARKT.
(Kunstauktionen bei Helbing in München.! Die Galerie Hugo
Helbing in München vollzieht am 10. Dez. die Verstei
gerung von Oelgemälden moderner Meister vom
Ende des 18. Jiahrh. bis auf die Gegenwart. Es befinden sich dar
unter der Nachlaß des Prinzen von Hohenleuben sowie
■wertvolle Bilder aus rheinischem und norddeutschem Besitz.
Vorwiegend ist die deutsche und Münchener Schule vertreten.
Es sei auf die Namen Andreas und Oswald Achenbach, auf
'Hermann Baisch, „Motiv aus dem Isartal“. A. Braith,
„Ruhende Jungrinder", H. Bürkel, R. Burnier, J. V. Cissarz,
„Aus Beethovens 7. Symphonie“, J, Benjamin Constant, „Jun
ger Spanier“, F. v. Defregger, „Liebesbrief und Zithervortrag“,
C F. Deiker, zwei Jagdbilder, W. v. Diez, „Nach der Arbeit",
J. J. Dorner, „Wasserfall" A. Feuerbach, „Die Versuchung des
hi. Antonius“, „Badende Mädchen“ und „Bildnis Professor O.
Welker", Max Gaisser, E. v. Gebhardt, „Christi Einzug in
Jerusalem“, Th. Gericault, „Die Verfolgung“, E, v, Grützner,
„Falstaff“ und „Im Monat Mai“. A. Hengeler, H. v. Herkommer,
Ernst Hildebrand, J. Israels, ..Die Wäscherinnen“ und „Fisch
kutter", F. A, v. Kaulbach, W. v. Kaulbach, Alb. v, Keller,
„Sitzende Dame" aus 1876, „Christian Kröner“, „Hirschjagd“,
L. Knaus, „Savovarde“, W. Kuhnert, „Bildnis eines Löwen“,
F. v. Lenbach, „Frauenbildnisse“. A. Lier, Carl Ludwig, J. A.
Moelk, Petrus Marius Molyn, M. de Munkacsy, Carl Rott
mann, „Griechische Landschaft“, E. Schleich, „Mondnacht auf
See" und „Hoher Göll”, Ch. Schuch, „Der Hmtersee" und ge
meinsame Arbeit Schuch und Triibner, „Sitzender Mönch“,
C. Spitzweg, „Landschaft mit See“ und „Dämmerung“. F. v.
Stuck, Hans Thoma, verschiedene Kompositionen, B. Vautier,
J. Wopfner und L. v, Zumbusch hingewiesen.
Der illustrierte Katalog (Preis Mark 1,—1 wird von der
Galerie Hugo Helbing in München, Wagmüllerstraße 15,
versandt, die auch gerne alle auf- die Auktion bezüglichen Aus
künfte erteilt.
Am 17. Dez. und die folg. Tage findet eine Versteigerung
von altem K u n s t g e w e r b e, Skulpturen 'und Ge
mälden alter Meister statt, deren Beiträge sich in der
Hauptsache aus fürstlichem Besitz und deutschem und öster
reichischem Privatbesitz zusammensetzen. Der Katalog ver
zeichnet zuerst Steiiszeugikrüjge aus dem Rheinland und dem
Westerwald und in- und ausländische Fayencen. Unter dem
Porzellan überwiegt die Meissener Manufaktur mit guten Fi
guren und Geschirr, ergänzt durch interessante Hausmaler
arbeiten und Erzeugnisse anderer deutscher und ausländischer
Fabriken. Besondere Beachtung verdienen die Gläser. Fast jedes
Veredelungs- und Dekorationsprinzip ist vertreten, vorzüglich
z. B. die Gefäße mit Sichwarzlotmalerei, die böhmischen Zwi
schengoldgläser, die Nürnberger, Potsdamer, böhmischen und
schlesischen Erzeugnisse mit Schnittdekor, auch ein früher
Mildnerbecher ist vorhanden. Italienische Renäissancemöbel
von ausgezeichneter Erhaltung, Silber.geräte, Messing-Schüsseln,
Zinngeräte, alte Orientteppiche, ein flämischer Wandteppich,
Brüssel um 1600. seien aus dem Kunstgewerbe hervorgehoben.
Die Abteilung Gemälde bietet Proben der bedeutendsten
Schulen: Einige Antwerpener Manieristen um 1510/20, eine
katalonische Darbringung im Tempel um 1500, fünf oberdeutsche
spätgotische Altarflügel mit stehenden Heiligenfiguren, meist
bezeichnete Werke von Huchtenberg. Huysum. Ochterveld,
Tischbein, Verkolje, Verschuring, Werff und Januarius Zick.
Die spätgotische Plastik umfaßt Figuren, die im Rheinland,
Süddeutschland und Oesterreich entstanden sind. Besonders
interessant ist eine Maria mit En-p'eln und eine trauernde Maria,
die dem „Donaustil" angehören. Eine Sammlung von Handzeich-
nungen, die Namen wie Cambiaso, Canale, Carlone, Roos.
Maes und Vern-et enthält, und eine Reihe von Stichen un-d
farbigen Aquatintablättern bildet den Schluß. ■— Der mit
14 Tafeln ausgestattete Katalog ist durch die Firma Helbing
zu beziehen, die jede die Versteigerung betreffende Auskunft
-gerne erteilt.
(Die Versteigerung bei C, J, Wawra.) In der vorigen
Nummer ist schon auf die Versteigerung hingewiesen worden,
die C. J. Wawra in Wien am 2. und 3. Dezember ver
anstaltet. Der inzwischen erschienene, geschmackvoll ausge
stattete Katalog ermöglicht eine genauere Uebersicht des wert
vollen 'Materials, das in der Hauptsache aus Oelgemälden mo
derner und alter Meister besteht.. Hervorheben möchten wir
das „Kornfeld an einem Fluß“ von William J o y, den präch
tigen Ranft 1 (Abendläuten), einen Rumpler -(Das heilige
Abendmahl), zwei Landschaften von Jacob Emil Schindler
(„Bauerngehöft bei Haslau" und „Aus der Ramsau"), die
„Pferdeschau" von V einet und die Miniaturen von Daf
finger (Selbstbildnis und Damenbildnis). — Unter den
Bildwerken ragt eine Reliquienbüste (Büste eines männ
lichen Heiligen) hervor, die Wilm in seinem Werke „Gotische
Tonplastiken in Deutschland" abbildet und sie als früheste be
kannte Tonplastik um 1280 bezeichnet. (Schätzwert 6000 S.)
— Unter den Textilien sind eine flandrische Stickerei um
1450 in Gold und Silber und ein österreichisches Meßgewand
mit Gold- und Silberstickerei um 1710, von den Möbeln ein
-dreiteiliger Louis-Seize-Schrank und ein Bett mit vierkantigen
Säulen (Italienisch, Directoire) zu nennen,
(Die Wohnungseinrichtung der Hoiburgschauspielerin Maria
Hofteufel.) Zwischen die 399. und 400. Kunstauktion hat das
Wiener Dorotheum am 19. November die Versteigerung
der Wohnungseinrichtung der ehemaligen Hofburg,Schauspielerin
Maria Hofteufel ein-geschobem, (bei 1 der namhafte Preise zu
verzeichnen wären, Es erzielten (in Schilling):
13 Brueghel, Orpheus in der Unterwelt 1700
14 Derselbe, Versuchung des hl. Antonius 1300
23 Adolf Kaufmann, Röhrender Hirsch 160
26 Derselbe, Bosnische Hochgebirgslandschaft 180
44 Figur aus Wiener Porzellan, Amalie Haitzinger im
„Versprechen hinterm Herd“ 110
56 Reisekassette aus Lackleder . 380
74 Reiseuhr in Bronzegehäuse, französische Arbeit . . . 160
79 Schlafzimmereinrichtung im Stile Louis XVI 550
91 Tisch im Renaissancestil . . . . 400
93 Italienische Truhe um 1700 700
99 Italienische quadratische Decke aus rotem Seiden
samt 1200
104 Toilettetisch aus Mahagoniholz 1300
114 Vitrine um 1830 300
115 Zehnflammiger Luster um 1815 420
124 Kaffeeservice, 3710 g Silber 770
140 Garnitur Silberbestecke, 7414 g 1400
156 Quadratisches Deckchen, alter Granatapfelstoff mit
Metallspitze 150
165 Quadratische Seidendecke, italienische Arbeit, 17. J. 110
188 Indische Elfenbeinschnitzerei 130
194 Drei japanische Farbholzschnitte 100
195 Japanisches Schwarzlack-Pannea-u 100
(Die Dezember-Versteigerungen bei Graupe.) Am 16. De
zember versteigert Paul Graupe in Berlin Zeichnungen
des 18. und 19, Jahrhunderts, graphische Blätter, darunter
viele Farbstiche des 18. Jahrhunderts und englische Sport
blätter.
Unter den Zeichnungen interessieren vor allem eine
größere Sammlung von Ludwig Richter-Zeichnungen,
von denen besonders die entzückende Serie von 25 Vor
zeichnungen zu den Shakespeare-Illustrationen der 1851 bei
'Reimer erschienenen Ausgabe hervorragt. Es folgen gra
phische Arbeiten des 18. Jahrhunderts, darunter viele schöne
Farbstiche der französischen und englischen Meister, Zu er
wähnen sind in erster Linie zwei große, international interes
sante Stücke, nämlich das Porträt der Marie Antoinette von
Bonnet in einem ganz ungewöhnlich schönen Exemplar mit
der ungemein selten vorkommenden Goldumrahmung, aus der
Sammlung Dutasta stammend; ferner das Porträt von Gautier
Dagoty von Lasinio, eine der seltensten und frühen Inkunabeln
des französischen Farbstichs in einem herrlichen Exemplar,
neben einer Menge anderer schöner Blätter von Bonnet, Jan-
ninet, Lawrence, Saint-Aubin. Von Engländern .sind zu er
wähnen große farbige Schabkunistblätter von Ward, wie die
„Haymakers“ und „Citizens Retreal“. Den Schluß des Kata-
loges bildet eine Abteilung englischer Sportblätter des be
ginnenden 19. Jahrhunderts mit zum Teil seltenen Folgen von
Alken, Hunt, Sutherland u. a.
Daran anschließend am 17. und 18. Dezember versteigert
(Paul Graupe die Bibliothek des Dichters Carl Sternheim,
sowie die Bibliothek des bekannten Hamburger Bibliophilen
'Hans W. D u n c k e r nebst Beiträgen aus verschiedenem Besitz.
Der reichhaltige Katalog umlaßt moderne Luxus- undPressen-
drucke der verschiedenen europäischen Länder, moderne Erst
ausgaben, Kunstliteratur, Memoiren und Geschichtswerke und
wissenschaftliche Literatur,