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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 1)

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HERD- UND KÜCHENGERÄTE AUF DER 
BURG KREUZENSTEIN Sie VON ALFRED 
VON WALCHER-MOLTHEIN-WIEN 50' 
S sind kaum 30 Jahre her, daß Museen mit der 
Anlage mittelalterlicher oder zum mindesten 
älterer Küchen und dem Sammeln zugehöriger 
Einrichtungen begonnen haben und so kultur- 
geschichtliches Material festzuhalten suchten. 
Die Unterschätzung der Bedeutung unseres 
wichtigsten I-Iausrats und auch Raummangel 
mögen früher bestimmend gewesen sein, Gegen- 
stände ohne oder mit nur geringem Kunstwert 
von der Erwerbung auszuschließen. So be- 
schränkte man sich auf die Einstellung älterer 
Puppenhäuser, deren Küchen immerhin einiges ethnographisches Interesse 
boten. 
Früher, als sich Institute dazu entschlossen haben, hat Graf Wilczek 
altes I-Ierd- und Küchengerät gesammelt und die im Laufe von fünfzig 
Jahren gemachten Erwerbungen nunmehr in der Küche der Burg Kreuzen- 
stein vereinigt. Es sind Objekte von bemerkenswerten, teils seltenen Formen 
oder solche, bei deren Herstellung künstlerisches Empfinden mitgewirkt hat 
und die daher Zeugen unserer älteren Volkskunst sind. Daneben finden sich 
auch zahlreiche Arbeiten zünftiger Handwerker, wie der Beckenschläger, 
Zinngießer, Kupferschmiede und Hafner, die selbst gewöhnlichste Geräte 
in irgend einer Weise ausgestattet haben, um sie dem Eigentümer wohl- 
gefälliger erscheinen zu lassen. 
Die Küche bietet eine Fülle des Sehenswerten. Die ganze Anlage des 
Raumes mit seinen Nebenkammem, die Art der Aufstellung der Geräte ent- 
spricht älteren Zeiten; das Inventar der Küche dem Besitzstand des XV. Jahr- 
hunderts mit dem Zuwachs, den sie naturgemäß im Laufe der Zeiten erhalten 
mußte. Mit 164 5, demJahre, in welchem die Burg von denSchweden gesprengt 
wurde„ ist die Grenze gedacht. Geräte, deren Material Jahrhunderte der 
Zerstörung trotzen konnte, wie Feuerböcke, Bronzekessel etc., sind daher 
zum Teil noch romanisch. 
Mehr hat uns die Gotik erhalten und was aus gleichen Gründen nur 
kurze Zeit seinen Zweck erfüllen konnte und rasch verfiel, mußte im be- 
ginnenden XVII. Jahrhundert ersetzt werden. So erhalten wir auch in dieser 
Hinsicht ein der Wahrheit vollkommen entsprechendes Bild. 
Aus dem innem Burghof führt eine steile Steintreppe in die ein Geschoß 
tiefer liegende Küche. Das notwendigste Licht erhält sie durch mehrere 
schmale Fensteröffnungen auf der Seite des Zwingers. An dieser Wand 
befindet sich der große gemauerte Herd mit weitem, von zwei Holzsäulen 
getragenem Rauchmantel, der sogenannten „Kutten" und steinemem Schlot. 
 
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