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Vittoria der Familie Zorzi oder Giorgi. Es ist also wahrscheinlich, dass die
drei Büsten Persönlichkeiten aus der Casa Zorzi darstellen-r. Dazu kommt
noch, dass Temanza-Moschini, ohne diese Büsten ausdrücklich zu nennen,
den Vittoria mit der Stuccodecoration des PalazzoZorzi in Verbindung
bringen'). Cicogna und Lazzari sind die besten Gewährsmänner, die man
sich denken kann.
Wir können also nach dem Mitgetheilten nunmehr nicht zweifeln,
dass die drei Büsten, die 1866 im Oesterr. Museum für Kunst und
Industrie auftauchen, dieselben sind, die von einem kritischen Beobachter
1854 noch an dem Ort ihrer Bestimmung in Venedig, im Palazzo Giorgi-
Carregiani gesehen worden sind. Die geringe Abweichung in der Angabe
der Signatur: ALEX statt ALEXAN und das Fehlen einiger Punkte
können in einer brieflichen Mittheilung doch nicht als bedeutend an-
genommen werden. Die Dargestellten näher zu bezeichnen, als es oben
geschehen ist, war bisher nicht möglich, da die Büsten nicht datirt sind
und sich nur vermuthungsweise in die Zeit um 1570 versetzen lassen").
Am frühesten scheint die männliche Büste entstanden-zu sein, die oben
als z beschrieben wurde. Die Falten sind sorgfältiger behandelt, als es
mir an den späten Arbeiten Viltoria's erinnerlich ist. Deshalb möchte ich
auch das Porträt der Matrone, das in der Gewandung eine gewisse
Manierirtheit nicht verleugnen kann, nicht wenig später ansetzen. Auch
scheint mir einerseits die hohe Cartouche auf frühere, andererseits die
niedrige auf spätere Entstehungszeit hinzudeuten. Indess ist hier wohl
ein sicheres Urtheil nicht eher zu fällen, bis nicht längere Reihen von
Abbildungen, als man sie jetzt hat, zur Vergleichung vorliegen.
Die Herren Custoden J. Folnesics und Fr. Ritter machten mich auf
Spuren von Vergoldung aufmerksam, die sich an den beschriebenen
Büsten vorfinden. So gering diese Spuren auch sind, so unzweifelhaft ist
doch ihr wirkliches Vorhandensein. Goldspuren sah ich am deutlichsten
in den Achselhöhlen, im linken Ohr und nahe dabei im Haare der Büste
des jungen Mannes. Auf der Matronenbüste sind über dem rechten Ohr
Spuren von Gold nachzuweisen. Die Reste von rother Grundirung, die
sich z. B. in einer Furche des Harnisches bei z und in einem Löcltchen
bei I finden, dürften als Poliment, als die Unterlage für die Vergoldung
zu deuten sein.
Im Vorübergehen sei noch auf einige Schäden hingewiesen, die an
den Büsten auffallend sind: an 1 fehlt eine große Falte, die von der
rechten Schulter schief gegen die Mittellinie herabreichte; an 2 ist eine
') TemanzavMoschini, S. n; und Register.
") Eine ebenfalls negative Auskunft über die Persönlichkeiten. die hier von Vittoriu
dnrgestellt sind, erhalte ich durch die Direction der Mnrcusbibliothelt in Venedig, wo
man so freundlich wer, nach den Zornis um 1570 nachzusuchen. Ich ergreife die Ge-
legenheit, um dem genannten Institut für die gütige Bemühung bestens zu danken.