Üppigkeit gesteigert, die Flächen-
füllung aber ist mit einer selbst-
bewußten, leichten Sicherheit von
diesem biederen Schreinermeister
durchgeführt, um die ihn mancher
heutige Kunstschulprofessor be-
neiden dürfte.
Ganz anders repräsentiert
sich ein Sakristeischrank (Abb.
20), der derselben Gegend ent-
stammt, dem Schlosse Lauben-
berg bei Röthesbach (in der Nähe
von Lindau). Das verhältnismäßig
einfache Schrankgebäude mit den
breiten glatten Flügeltüren wirkt
vor allem durch das Wenige an
dekorativen Zutaten, wozu man
die überall in deutschen Alpenvor-
landen üblichen verästelten Eisen-
beschläge rechnen darf, geradezu
monumental. Die geschnitzten
schmalen Füllungen sind noch
echt gotisch und der einfache In-
schriftfries mit Datum und Namen
des Stifters „Anno' drTo (!) f E" f
j cccc" f lv11" f" wk f ortolf f dich-
macher 1' hä(t) l gastiftet)" kann
in seiner Klarheit und seinem
prächtigen Linienebenmaß man-
cherWerkstätte zeigen, wie sich
ornamentale Wirkung der Schrift
im besten Sinne mit leichter Les-
barkeit vereinigen läßt. Eigenartig
ist das Heraufziehen der Seiten-
Wände über die Deckplatte zu
geschnitzt-durchbro chenen Wan-
gen, ähnlich denen von Chor-
stühlen. Was diesem Schrank
aber seinen ganz besonderen
Reiz verleiht, ist das - übrigens
.. . . Abb. 27. Duppelgeschossiger toskanischer Schrank, spätes
fruher Vlenelcht bemalte _ M3" XVI. Jahrhundert. Höhe 2,02, 13mm 1,33 Meter
terial, ein ganz helles, nahezu
metallischen Charakter zeigendes, sehr hartes Eichenholz (Steineiche? die
allerdings nördlich der Alpen kaum wächst).