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war. Das hölzerne Spannbett sowie die Ausbildung der hölzernen Eckpfosten,
endlich die Umschließung von drei Umfangsseiten des Bettes mit Holz-
Wänden sind ein allmählich fortschreitendes Werk mittelalterlicher Woh-
nungskunst.
Es läuft parallel mit der Umwandlung der Wandfiäche, die auch den
textilen Behang, die zeltmäßige, bewegliche Stofftapete allmählich einem Ge-
täfel weichen läßt, das die Herrschaft des Holzes an Decke, Wand und Gerät
besiegelt.
Abgesehen von manchen Verirrungen des Details, die uns hier nicht be-
schäftigen sollen, ist die getäfelte Schlafstube des späteren Mittelalters eine
künstlerisch oft sehr hochstehende Leistung, welche mitunter schon fast das
Vollkommenste in sich schließt, was in dekorativer Hinsicht hier überhaupt
jemals geleistet
werden konnte.
Wenn auch
die Täfelung
vom technischen
Standpunkt eben-
so wie die ganze
Holzbehandlung
der Möbel noch
mehr an den
Zimmermann er-
innert als an den
Tischler (wie ja
die Raumbe-
zeichnung „Zim-
(rirlezn Fußende eines Bettes aus der Zeit Louis VXVI, nach Bajot
ren Holzbau ent-
spricht), so ist doch die Gesamterscheinung sehr reif. Die primitivere hand-
werkliche Technik hatte eine große Einfachheit der Flächenbehandlung und
kräftiges Detail zur Folge und wo nicht durch Nachahmung der architek-
tonischen Schmuckforrnen anderer Materialien gesündigt wurde, ist die Über-
einstimmung vom Material und der Verwendungsart, von der Raumgröße
und der Raumgliederung sehr wohltuend. Wir sehen den Einüuß einer
strengen Disziplin, die aus architektonischem Empfinden hervorgeht; wir
finden die wichtigsten Möbel eingebaut und der Raumgliederung unter-
geordnet, was um so natürlicher war, als das Sitzmöbel noch kaum über die
Form der Bank hinausgekommen war und die Truhe noch als Verwahrungs-
gerät die Hauptrolle spielte. Außerdem kam vielfach die notwendige Ein-
schränkung und Raumausnützung in Frage.
Mit dem beginnenden Aufblühen der Städte und bei der gebotenen Rück-
sicht auf Befestigungsanlagen war sowohl das Innere des städtischen Hauses
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