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Jahre 1452 datierten Gemälde, möchte ich zur Datierung der Krausen nicht
heranziehen, weil diese Vase zwar die Form der beiden Gefäße in der Samm-
lung Figdor noch ziemlich genau wiedergibt, aber doch nicht ohne weiteres
derselben Gattung als gleichzeitig zugerechnet werden kann. Es fehlen ihr
bereits die Hauptkennzeichen, die Bartmasken und das gestempelte Flach-
ornament; ihre Oberfläche ist glatt, abgesehen von vier kleinen Henkeln auf
der Mitte des Bauches.
Der Aufbau unserer Vasen auf dem streng geformten Paßfuß und der
nüchterne Charakter der gestempelten Musterung entsprechen noch der
mittleren Gotik, dem Anfang des XV. Jahrhunderts. Auch im XIV. Jahr-
hundert wären Form und Ornament nicht auffällig. Damit stehen die Bart-
masken ganz in Einklang. Der in zwei Spitzen herabfallende Vollbart ist
zur Zeit Kaiser Sigismunds (1410 bis 1437) gebräuchlich gewesen; ebenso
schon seit 1370 etwa das eng anliegende Wams mit der dicht gestellten,
bis unter das Kinn reichenden
Knopfreihe, das wir an der Deckel-
büste des Dauner Willkomms
sehen. Wichtig vor allem ist die
Lockenbildung auf der Dreikopf-
vase der Sammlung Figdor: Das
Kopfhaar und der Schnurbart
lassen hier ganz deutlich die stark
gerundeten Lockenwellen er-
kennen, die für das ganze XIV.
Jahrhundert so bezeichnend sind
und die nur wenig in das XV.Jahr-
hundert hinüberreichten. Am Dau-
ner Willkomm ist dieses Motiv
bereits in Rache, geradlinige Strich-
lagen umgewandelt, aber doch
noch erkennbar. Auch die Tracht
der zwei weiblichen Heiligen auf
der Erfurter Vase mit dem vorne
lang herunterhängenden Gürtel-
ende bekräftigt den mit der Lim-
burger Datierung übereinstimmen-
den Schluß, daß die Entstehungs-
zeit ganz im Anfang des XV. Jahr-
hunderts zu suchen ist.
Als Heimat der Krausen kommt
nur Westdeutschland in Frage.
Von den vorhandenen fünf Stücken
haben sich vier in Deutschland ge-
funden, zwei davon wurden früher Sgejnzeugpgkal in Kopznhagen
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