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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 8 und 9)

Armen dem Grab, das freilich etwas nüchtern gebildet ist. Rechts und links 
von ihm, vielleicht etwas zu weit, stehen anbetende Engel mit weichen, fast 
süßen Formen. Die beiden Söldner stehen dazu wohl in zu hartem Gegensatz, 
doch sind sie geschickt in die Ecken hineinkomponiert. Hier tritt der Künstler 
des „Strandgut" wieder hervor. Beide Figuren haben tierisch stumpfe Ge- 
sichter, der eine staunend, der andere vor maßlosem Entsetzen über die 
Erscheinung zurückprallend. Nicht nur die Verzerrung ihrer Züge wirkt 
auffällig; vielleicht bringt die starke Betonung der Ecken sogar eine zu 
starke Entlastung der Mittelachse mit sich. 
Der Künstler hat sich schon früher in Sepulkralplastik versucht, so in 
dem Holub-Denkmal auf dem Wiener Zentralfriedhof, dem Grabdenkmal 
der Familie Sigl in Langenwang (Obersteier) und vor allem einer Figur des 
Grabmals Martha Schale am evangelischen Friedhof in Graz, einer seiner 
edelsten Schöpfungen. Aus dem Dunkel der umgebenden Bäume tritt die 
Figur einer poetisch bekleideten Frau, die Augen mit der Rechten bedeckend, 
die herabsinkende Linke hält Mohnblüten . . . S0 scheint die junge Frau 
träumend zu wandeln, ein Stück des Totengartens und ihr eigenes Monu- 
ment zugleich. 
Dasselbe Wandeln ohne Sehen, ein Motiv, das den Künstler offenbar 
sehr angezogen hat, zeigt eine Nydia in lebensgroßer Figur. Gleichfalls an 
die Antike gemahnt die weiche, schöne Frauengestalt der Humanität, 
welche die Blinden beschützt. Sie ist - zwei Kinder zu Füßen - als Vestibül- 
gruppe im k. k. Blindenerziehungsinstitut in Wien aufgestellt. 
KLEINE  
UNTPAPIERAUSSTELLUNG IN BERLIN. Die Bibliothek des königlichen 
Kunstgewerbemuseums pflegt von Zeit zu Zeit die I-Iauptstücke ihrer Sammlungen 
in übersichtlicher Gliederung dem Publikum vorzuführen. Zur Zeit ist der größte Teil der 
Sammlung von Buntpapieren aus alter und neuer Zeit im Lichthof des königlichen Kunst- 
gewerbemuseums ausgestellt. Ein reizend ausgestatteter kleiner Führer von Peter Jessen 
orientiert über die Ausstellung. Die Sammlung ist nach dem Gesichtspunkt der ver- 
schiedenen Herstellungsarten der Buntpapiere aufgestellt; den Mittelpunkt jeder Abteilung 
bilden Schränke mit Beispielen von Verwendungen der verschiedenen Arten von Bunt- 
papieren zu Buchumschlägen, Vorsatzpapieren, Aktendeckeln, Kästchen und so weiter. 
An bestimmten Tagen wird die Fabrikation von Buntpapieren verschiedener Techniken 
praktisch vorgeführt, wodurch mancherlei Anregung gegeben und das Verständnis für die 
ausgestellten Papiere erhöht wird. 
Die älteste Art der Buntpapierfabrikation in Deutschland, der Prägedruck, ist durch 
sehr schöne Beispiele, meist ungebrauchte Bogen der Fabriken in Augsburg und Nürnberg, 
vertreten. Die verwendeten Muster sind ganz dem Kreise der zeitgenössischen Ornamentik 
entnommen: Laub- und Rankenwerk, Groteske und Maureske, wie wir sie aus den 
Ornamentstichen des XVII. und XVIII. Jahrhunderts kennen. Daneben kommen noch 
Heiligenbilder und Tieriiguren, Sprüche und Alphabete in Anwendung. Die Farben sind 
hauptsächlich Kombinationen von Weinrot, Indigoblau oder hellem Schweinfurtergrün mit 
Gold oder Silber, in späterer Zeit wurden auch mehrfarbige Muster hergestellt.
	        
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