Armen dem Grab, das freilich etwas nüchtern gebildet ist. Rechts und links
von ihm, vielleicht etwas zu weit, stehen anbetende Engel mit weichen, fast
süßen Formen. Die beiden Söldner stehen dazu wohl in zu hartem Gegensatz,
doch sind sie geschickt in die Ecken hineinkomponiert. Hier tritt der Künstler
des „Strandgut" wieder hervor. Beide Figuren haben tierisch stumpfe Ge-
sichter, der eine staunend, der andere vor maßlosem Entsetzen über die
Erscheinung zurückprallend. Nicht nur die Verzerrung ihrer Züge wirkt
auffällig; vielleicht bringt die starke Betonung der Ecken sogar eine zu
starke Entlastung der Mittelachse mit sich.
Der Künstler hat sich schon früher in Sepulkralplastik versucht, so in
dem Holub-Denkmal auf dem Wiener Zentralfriedhof, dem Grabdenkmal
der Familie Sigl in Langenwang (Obersteier) und vor allem einer Figur des
Grabmals Martha Schale am evangelischen Friedhof in Graz, einer seiner
edelsten Schöpfungen. Aus dem Dunkel der umgebenden Bäume tritt die
Figur einer poetisch bekleideten Frau, die Augen mit der Rechten bedeckend,
die herabsinkende Linke hält Mohnblüten . . . S0 scheint die junge Frau
träumend zu wandeln, ein Stück des Totengartens und ihr eigenes Monu-
ment zugleich.
Dasselbe Wandeln ohne Sehen, ein Motiv, das den Künstler offenbar
sehr angezogen hat, zeigt eine Nydia in lebensgroßer Figur. Gleichfalls an
die Antike gemahnt die weiche, schöne Frauengestalt der Humanität,
welche die Blinden beschützt. Sie ist - zwei Kinder zu Füßen - als Vestibül-
gruppe im k. k. Blindenerziehungsinstitut in Wien aufgestellt.
KLEINE
UNTPAPIERAUSSTELLUNG IN BERLIN. Die Bibliothek des königlichen
Kunstgewerbemuseums pflegt von Zeit zu Zeit die I-Iauptstücke ihrer Sammlungen
in übersichtlicher Gliederung dem Publikum vorzuführen. Zur Zeit ist der größte Teil der
Sammlung von Buntpapieren aus alter und neuer Zeit im Lichthof des königlichen Kunst-
gewerbemuseums ausgestellt. Ein reizend ausgestatteter kleiner Führer von Peter Jessen
orientiert über die Ausstellung. Die Sammlung ist nach dem Gesichtspunkt der ver-
schiedenen Herstellungsarten der Buntpapiere aufgestellt; den Mittelpunkt jeder Abteilung
bilden Schränke mit Beispielen von Verwendungen der verschiedenen Arten von Bunt-
papieren zu Buchumschlägen, Vorsatzpapieren, Aktendeckeln, Kästchen und so weiter.
An bestimmten Tagen wird die Fabrikation von Buntpapieren verschiedener Techniken
praktisch vorgeführt, wodurch mancherlei Anregung gegeben und das Verständnis für die
ausgestellten Papiere erhöht wird.
Die älteste Art der Buntpapierfabrikation in Deutschland, der Prägedruck, ist durch
sehr schöne Beispiele, meist ungebrauchte Bogen der Fabriken in Augsburg und Nürnberg,
vertreten. Die verwendeten Muster sind ganz dem Kreise der zeitgenössischen Ornamentik
entnommen: Laub- und Rankenwerk, Groteske und Maureske, wie wir sie aus den
Ornamentstichen des XVII. und XVIII. Jahrhunderts kennen. Daneben kommen noch
Heiligenbilder und Tieriiguren, Sprüche und Alphabete in Anwendung. Die Farben sind
hauptsächlich Kombinationen von Weinrot, Indigoblau oder hellem Schweinfurtergrün mit
Gold oder Silber, in späterer Zeit wurden auch mehrfarbige Muster hergestellt.