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besonders beliebt gewesen zu sein schienen, woraus sich das Entstehen des
kastilischen Wappens vielleicht zum Teil erklärte".
So können wir uns das merkwürdige Baummuster des Teppichs mit
großer Wahrscheinlichkeit dadurch erklären, daß hier eine der spanisch-
arabischen Kunst eigentümliche Form des Bliitenbaums vorliegt: ein gerader
dünner Stamm, an dem Blüten sitzen, die sich über kleinen eingerollten Kelch-
blättern in drei Blättern entwickeln, und wo die beiden äußeren, spitz zu-
laufenden Blätter nach außen umgebogen sind. Diese Blütenform ist dann
in Anlehnung an die Kastelle, die auf gleichzeitigen italienisch- und spanisch-
arabischen Stoffen vorkommen und auch hier manchmal die Bekrönung von
Pflanzen- und Baummotiven bilden, architektonisch umgestaltet worden. Ein
allgemeiner Zusammen-
hang mit den frühen geome-
trischen Teppichen Klein-
asiens zeigt sich in der
streng stilisierten Borte mit
kuiischer Schrift.
Was ferner die Her-
kunft des Burgenteppichs
aus dem arabischen Spanien
nahe legt, ist dieVerwandt-
schaft mit einer Gattung
spanischer Teppiche, von
denen uns nur wenige
Exemplare bekannt sind.
Das bemerkenswerteste,
jetzt im Kaiser Friedrich-
Museum zu Berlin befind-
liche Stück(Abb.2I)istvon
Abb. 18. Kapitell im Museum von Zaragossa, X. bis XI. Jahrhundert Sehr bedautenden Abmes"
sungen (8,50 mal 2,50 Me-
ter) und zeigt neben langgestreckter Form auch wiederum eine besonders
feine, samtartige Knüpfung, die sich der des eben erwähnten Teppichs nähert,
und auf die wir weiter unten noch zu sprechen kommen werden. Eine Reihe
von breiteren und schmäleren Borten umgibt das Mittelfeld, das mit einem
treppenförmig konturierten Rautenmuster bedeckt und dreimal durch je zwei
Wappenschilder unterbrochen ist?"
Ehe wir auf die Verwandtschaft beider Teppiche" näher eingehen, gilt
es, den letzteren als spanisch zu erweisen. Der aus dem Pariser Kunsthandel
' Die Farben sind folgende: In den Borten weiße Schrift auf dunkelblauem Grund und verschiedenfarbige
Darstellungen in Braun. Blau. Gelb und Weiß. Das Rautenmuster des Innenfeldes ist abwechselnd rot, braun
und blau gefärbt. Die Wappenschilde zeigen in der Mine einen braunen Stamm mit grünen Eichenzweigen
nach beiden Seiten, rechts auf blauem, links auf gelbem Felde.
'"' Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß die Ähnlichkeit zwischen beiden Teppichen auch von Herrn
Dr. W. Valentiner bemerkt worden ist.