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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 11)

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Alpen trennt, in welchem nach den Goten 
und Langobarden die Franken und Burgun- 
der herrschten und dessen Bewohner noch 
heute französisch sprechen. Sicher ist, daß 
auch in diesem Stück wie in andern mittel- 
alterlichen Möbeln des gleichen Landes- 
gebiets nordische Art die romanische über- 
wiegt (Abb. 58 und 59). 
Auf dem Bergschloß, wo der auf dem 
Prinzip des dreibeinigen Schemels mit über 
den Sitz emporgezogenen Pfosten beruhende 
Stuhl stand, war Wohl eher rauhes kriege- 
risches Wesen als hölische Kultur daheim. 
Das vorn gerade, etwa zwei Drittel eines 
Kreises einnehmende Sitzbrett, die aus ge- 
bogenem Spanholz, das außer von den 
Stollen noch von zwei derb profilierten 
Pfosten zusammengehalten wird, gebildete 
runde Lehne mit darübergelegtem flachen 
Brett, die außergewöhnliche Verwendung 
schwerer Eisennägel mit abgerundeten 
Köpfen zur Zusammenfügung, die unbe- 
holfene Art der figürlichen und ornamen- 
talen Schnitzereien geben dem Stück einen 
hoch altertümlichen Charakter, das Kostüm 
der tragenden Figur am rückwärtigen Stollen 
und des weiblichen Kopfes am linken Vor- 
derstollen, ebenso wie die Behandlung des 
Maßwerks am kielbogenförmig ausgeschnit- 
tenen Vorderbrett unter dem Sitz und den 
Vorderstollen, die seitlich an diesen angebrachten Füllungen mit einem Zweig 
mit lanzettförmigen Blättern, scheinen dagegen auf das vorgeschrittene 
XVJahrhundert hinzuweisen, ebenso wie die Verwendung weichen Holzes, 
das ursprünglich bemalt gewesen sein wird, auf rauhes I-Iochland. 
Weitaus sichereren Boden betreten wir bei zwei Faltstühlen eigen- 
artiger Konstruktion, die etwa der Mitte des XV. Jahrhunderts und Ober- 
italien, der venezianischen Terra ferma oder vielleicht der Romagna zuzu- 
weisen sein dürften. Sie gehören zu der Gattung von Faltstühlen, an denen 
die Drehungsachse der gekreuzten Fußpaare parallel zur Lehne läuft. Ein 
Zusammenklappen in gebrauchsfähigem Zustand ist schon deshalb ausge- 
schlossen, weil die Sitzplatte aus einem mit den gekreuzten Beinen fest ver- 
zapften Brett besteht. In diesen Verzapfungen sind aber ihrerseits wieder die 
schrägen Armlehnenbretter und das Rücklehnengestell eingezapft, die, oben 
in spitzem Winkel zusammenlaufend, auch hier wieder durch wagrechte 
Abb. 73. Floreminer Klapplehnstuhl, XVII. 
jahrhundert. Höhe x43, Breite 0,45 Meter
	        
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