trischen Halbkreisen verziert ist. Eine im Aus-
sehen ganz hübsche, aber recht wenig bequeme
Sitzgelegenheit (Abb. 107).
Die deutschen Stühle auf vier geraden
Füßen sind, soweit sie nicht direkte Abkömm-
linge italienischer sind, verhältnismäßig einfach.
Ein in seiner derben Schlichtheit geradezu
musterhaftes Beispiel eines Armlehnstuhls, der
dem XV., aber auch dem XVI. oder XVII.
jahrhundert angehören kann, bietet wieder
Tirol (Abb. 108). Er erinnert in seinem festen
materialgerechten Gefüge, das keiner Erklä-
rung bedarf, an die Bestrebungen modernster
Möbelkunst. Die achteckig geschnittenen, an
Vorder- und Hinterstollen verschieden ge-
stalteten Knäufe sind der einzige bescheidene
Äbb- "4- Kindfßmhl- "mdüsch, XV" Schmuck und das einzig Altertümliche an ihm.
Jahrhunder" m!" ("am Br" 0'" Mm" Ein Salzburger Spinnstuhl führt uns noch
weiter in das mehr kleinbürgerliche, bäuerliche Gebiet. Das Charakteristische
dieser Stühle ist, daß die linke Seitenlehne weggelassen ist, um dem linken
Arm der Spinnerin freie Bewegung zum Drehen der Spindel zu lassen. Die
vier Beine sind dockenartig geschnitzt, das breite Rückenbrett zeigt stern-
und herzförmige Durchlochungen (Abb. log).
Gleicher Zeit (XVIIJahrhundert) und gleichen Charakters ist ein niedriger,
wahrscheinlich für ein Kind bestimmter Stuhl mit Lederbezug. Die kräftigen
Beine, die hinten verlängert die beiden ausgesägten Rücklehnenbretter auf-
nehmen, haben achteckige Grundform und sind im mittleren Teil unter dem
Sitz in Windungen profiliert. Die rückwärtigen Pfosten zeigen oben und
zwischen den Lehnenbrettern geschnitzte
Knäufe. - Die fast international zu nennende
Art des italienischen „poltrone" vertritt auf
deutschem Boden ein aus Ulm erworbener
und aus einem schwäbischen Kloster stam-
mender, sehr feiner Armlehnstuhl von 1669,
in seiner Art ein Meisterwerk der Möbel-
kunst. Die über dem Boden mit profiliertem
Brettwerk verspreizten Füße erscheinen
in dem unteren Teile als schön gebildete
Baluster. Kürzere Baluster nehmen die von
der hohen rahmenförmigen Rücklehne aus-
gehenden sanft geschweiften Armlehnen auf.
Das Lehnenbrett ist als reichgegliederte Kar-
tusche mit dem Doppelwappen eines Stiftes
_ _ Abb. xx5. Deutsches Kinderstühlchen, XVII.
gebildet. Der Sarntbezug 1st neu (Abb. 110). jahrhundert. Höhe 0,35, man 0,30 Meter