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dieser Nachbildung die Verstümmlung der Nachtwache behaupten und deren ursprüng-
lichen Zustand feststellen wollen. Aus dem XVI. Jahrhundert enthält die Sammlung nur
zwei Bilder. Einen Bauerntanz, den Glück für eine Kopie des jüngeren Peter Brueghel nach
dem älteren Peter Brueghel hält (dieses Original vielleicht in der Sammlung Johnson zu
Philadelphia), und ein St. Martinsfeuer von Marten van Cleef, der auch in derWiener Galerie
durch eine Bauernhochzeit vertreten ist. Aus dem XVII. Jahrhundert sind die kleinen
Gesellschaftsbilder am zahlreichsten. Dirck Hals, Pieter Codde, Pieter Quast, Palamedesz,
Pieter de Hooch (breit und leuchtend), Brekelenkam, Verkolje, Dominicus van Tol, Jan
Miense Molenaer (plein air), Claus Molenaer, Adriaen van Ostade (Bauern in der
Scheune, Einiiuß Rembrandts), Cornelis Dusart sind vertreten. Aus der Nähe Rembrandts
Salomon Koninck (alte Frau, Goldmünzen zählend, sehr verwandt dem Goldwäger in
Rotterdam), Jan Victors (Hagars Verstoßung, beeinflußt von der Rembrandtschen Radie-
rung), Nicolaus Maas (junge Frau als Diana, französischer Einfluß). Zwei Meisterbilder sind
ein weibliches Bildnis von B. van der l-lelst (aus der Sammlung Bumonville in Paris und
ein zweites von Jacob Gerritsz Cuyp. Sein Sohn Aelbert Cuyp hat ein schon sachlich sehr
bemerkenswertes Bild: „Halt des Prinzen Friedrich von Oranien zu I-Ieusden." Dazu
kommen noch Landschaften, Stilleben und drei Kircheninterieurs. Unter den Vlamen ist
zunächst Rubens zu nennen, mit einer eindrucksvollen Skizze zu einem Bilde der Louvre-
Reihe, Maria von Medicis als Bellona. Dann ein trefflicher Studienkopf von Van Dyck,
vier saftige Teniers, ein sehr hübsches Familientableau, ein Park von Gonzales Coques
und Frans Wouters, eine Salome von Frans Francken II. und eine galante Gesellschaft
von C. J. van der Lamen. Der inhaltreiche Folioband ist vermöge seiner schönen Aus-
stattung auch als Festgeschenk verwendbar.
MITTEILUNGEN AUS" DEM K.
REIACHISCHEN MUSEUM so"
üsLTE R-
USZEICHNÜNG. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 29. Oktober dieses Iahres dem Direktor der Kunstgewerbeschule
des Österreichischen Museums Oskar Beyer taxfrei den Titel und Charakter eines Regierungs-
rates allergnädigst zu verleihen geruht.
EU AÜSGESTELLT: Im Saale I sind von dem in Paris weilenden öster-
reichischen Künstler Heinrich Kautsch aus der Kollektion von Loehr gegenwärüg
40 Medaillen und Plaketten ausgestellt, die alle aus den letzten Jahren stammen und hohe
Vollendung und geschmackvolle Ausführung zeigen.
ORTRAG DES FRANZOSISCHEN KUNSTGELEHRTEN ANDRE
MICHEL: Am Freitag den 29. November abends 8 Uhr hält der Vorstand der
Skulpturensammlung des Louvre und Verfasser des großen Werkes über Boucher, Professor
Andre Michel im k. k. Österreichischen Museum einen Vortrag in französischer Sprache
über „Die Kunst des XVIII. jahrhunderts in Frankreich". Der Vortrag wird mit Projek-
tionen verbunden sein.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Oktober von 2913, die Bibliothek von x 503 Personen besucht.
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