MAK

Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 12)

Deckel eines in Buchsholz gearbeiteten Schmuckkästchens aus dem ausgehenden XV. jahxhundert. 
Sammlungen des Allerböchsten Kaiserhauses 
 
eine Vermählung Mariens in Aussicht genommenen unverheirateten Männer 
grünt allein die Rute Josefs, die er von einer Wurzel abgerissen hatte. 
Damit hat Gott zum Gemahl der Maria ]osef ausersehen und zum Zeichen 
seines Entschlusses Bog vom Stabe eine Taube gegen den Himmel. Für 
uns aber das Bemerkenswerteste im Bilde sind die hier unzweifelhaft zum 
Ausdruck gebrachten Beziehungen des Einhorns zur unbefleckten Emp- 
fängnis Mariens. Während das Tier in den Schoß der seligsten Jungfrau 
springt, entsendet Gott aus den Wolken den Jesuknaben als das soeben 
geborene Kind. 
Auf einer Leinenstickerei des ausgehenden XV. Jahrhunderts im Be- 
sitz des Vorarlberger Museums zu Bregenz, reitet das Jesukind auf dem 
Einhorn und hält ein Kreuz in der Rechten. Die Stickerei, wohl Schweizer 
Provenienz, wurde durch mehrere Generationen in einer Bludenzer Familie 
als Versehtuch gebraucht und hat bei einer solchen Verwendung durch 
einen umstürzenden Leuchter, dessen Flamme den mittleren Teil ausbrannte, 
stark gelitten. Besonders reich ist die Darstellung in den zahlreich hinzu- 
gefügten Emblemen und Mariensymbolen, unter denen jene des Löwen, wie 
er die totgeborenen Jungen durch sein Gebrüll zum Leben erweckt, an eine 
Stelle in der „Goldenen Schmiede" erinnert: „Du bist des lewen muoter, der 
sine töten welfelin mit der lüten stimme lebende machet". 
In der Geschichte der Mystik sind die Nonnenklöster des heiligen 
Dominikus in den oberen Rheinlanden, im Elsaß und in der nördlichen 
Schweiz geradezu als Püegestätten visionären mystischen Lebens durch 
Generationen hindurch bekannt. Die künstlerisch mystischen Konzeptionen 
sind vielleicht teilweise auf diese Pflegestätten zurückzuführen, wenn auch 
der Kunst dieselben Quellen wie der Mystik zur Verfügung standen. Jeden-
	        
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