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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 12)

 
Flechtarbeiten nach Indianermotiven, Ausstellung der Society of Arts und Crafts, Boston 
gekommen. Der dortige Käufer ahnt nicht, daß er sein eigen Gut und Blut 
zurückkauft, so wenig als der Wiener Käufer von echt Londoner Kalendern 
und Christmas- oder Private Cards und echt Pariser vignettierten Menükarten, 
daß er den Wiener Schick für Pariser Chic doppelt bezahlt. Selbst der nach 
dortiger Vorliebe eingerichtete englische oder französische Text ist meist 
schon in Wien gedruckt. Die Engländer zum Beispiel legen viel Wert auf 
den lesbaren Teil, sie wollen ganze Gedichte dabei, aus englischen Klassikern 
und Nichtklassikern. Die Franzosen sind mehr für das Bildliche, und das 
bekommen sie aus Wien in unübertroffener Qualität. 
EineWiener Privatfirma namentlich,M.Munk (Graben 12), hat sich dieses 
Zweiges bemächtigt und ihn in zwanzigjähriger folgerichtiger Arbeit zum 
Blühen gebracht. Ihr Verlag beschäftigt sich hauptsächlich mit der Repro- 
duktion von Bildern und künstlerischen Zeichnungen in Stahlstich, Radierung, 
Heliogravüre, Lichtdruck und Vierfarhendruck (Druckklischees für diesen von 
Angerer undGöschl, Krampolek und anderen). Der vornehmste Verlagsartikel 
ist der moderne Bilderkalender, von dem uns in Hinblick auf den Weihnachts- 
bedarf soeben eine reiche Auswahl vorliegt. Es lohnt schon der Mühe, diesen 
hübschen Stoff zu sichten und zu werten. Man unterscheidet da, im großen, 
drei Arten von Kalendern. I. Einen der Firma eigentümlichen Buchkalender 
mit gewähltem literarischen und künstlerischen Inhalt, zu dem die besten 
Kräfte herangezogen wurden. Im ersten jahre war es ein Märchenkalender 
mit unverwüstlichen Geschichten von Grimm und Andersen, die durch Lud- 
wig Fulda in ein leichtes poetisches Gewand gesteckt waren. Die farbigen 
Bilder dazu lieferten Lefler und Urban, die auf intimes Zusammenarbeiten so 
eingerichtet sind. Heinrich Lefler hat in Form und Farbe den rechten Märchen- 
geschmack, eine spielende Lyrik und Phantastik und jene spezifische Zier- 
lichkeit, bei der alles wie von selbst Kostüm wird. Josef Urban aber, der 
moderne bauzeichnerische Eklektiker, stellt die architektonischen Schauplätze
	        
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