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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Alkaloide. 
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stallisii'tem Sulfat dargestellt werden, von dem wichtigsten und werth- 
vollsten Bestandtheile der Chinarinden, dem Chinin, gerade am wenig 
sten enthalten. -— 
Hinsichtlich der jährlichen Chininproduction liegen nur wenige 
Angaben vor; aus den zu solchem Zweck verwendeten Quantitäten von 
Chinarinden dürfte indessen geschlossen werden können, dass die Ge- 
sammtproduction von Chininsulfat aller Fabriken per 1872 gegen 
70 000 Kg betrug. — 
Schroff fand, dass Gaben von 0'05 bis 0’2 g von salpetersaurem 
Methylstrychnin bei Kaninchen und Hunden innerlich nicht giftig wirkten, 
subcutan aber Erscheinungen hervorriefen, welche an Vergiftung mit 
Curare erinnerten. Auch J o 1 y e t und An. C ah o u r s 4 ) bemerkten, dass 
der Eintritt von Methyl oder Aethyl in das Strychnin dessen Wirkung 
wesentlich veränderten, indem diese neuen Basen eine mehr der des 
Curare ähnliche Wirkung verursachten, wobei jedoch Zuckungen 
eintraten. Letztere finden aber nach Crum Brown und Fraser 2 ) bei 
absolut reinem Material nicht statt. 
R. Messel 3 ) liess auf Strychnin salzsaures Aethylenoxyd wirken 
und erhielt Stryehninoxäthylchlorid, C 2 3lT 27 N 2 0 :; CI -f- H 2 0, aus welchem 
er mittelst Silberoxyd resp. durch Zersetzung des Sulfates mit Baryt 
das Strychninoxäthylhydrat darstellte. Diese einsäurige Base bildet 
weisse, zu kleinen Büscheln vereinte Kfystalle. Bei Fröschen, denen die 
wässerige Lösung des Chlorids injicirt wurde, trat während längerer Zeit 
vollständige Lähmung der motorischen Nerven ein. Falls der Tod des 
Thieres nicht eintrat, so wurde häufig nach dessen Erwachen eine oft 
lange andauernde tetanische Steifheit bemerkt. Diese letztere Eigen 
schaft kann, wie Messel hervorhebt, nicht wohl dadurch veranlasst sein, 
dass dem Chlorid noch Spuren von Strychnin anhafteten, indem die 
wässerige Lösung des Strychnins, welche in 700 000 Theilen 1 Theil 
Alkaloid enthält, noch deutlich bitter schmeckt, während die stark ver 
dünnte Lösung des angewandten Strychninoxäthylchlorids einen süssen 
Geschmack besitzt. 
Wenn an das Strychnin die Glycolylgruppe angefügt wird, was nach 
P. Römer 4 ) geschieht, wenn man 3 Thle. feingepulvertes Strychnin 
und 1 Thl. Monochloressigsäure in offenen Röhren 4 bis 5 Stunden 
lang auf 180° erhitzt, so wird eine Base erhalten, welche sich von dem 
Brucin durch einen Mindergehalt von 2 At. H unterscheidet, aber noch 
dieselbe Reaction mit chromsaurem Kalium und Schwefelsäure giebt wie 
das Strychnin, auch subcutan Fröschen injicirt Tetanus verursacht. 
C u r a r i u, das von R o n 1 i n und B o u s s i u g a u 11 zuerst 1 »emerkt 
wurde, stellte Preyer 5 ) in reinem Zustande dar. Es krystallisirt in 
*) Cahours, Compt. rend. LXVII, 904. 2 ) Fraser, Oompt. rend. 
LXVII, 1266. 3 ) Messel, Ann. Chem. Pharm. CLVII, 7. 4 ) Römer, 
Ber. chem. Ges. IV, 821. 5 ) Preyer, Ztschr. Chem. VIII, 381.
	        
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