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Quellen der Kunstgeschichte gehören, hatte sich durch Augsburger Kunsthandwerker
jenen berühmten Schreibtisch anfertigen lassen, den 1630 die Stadt Augsburg dem König
Gustav Adolf schenkte, der jetzt in der Universität zu Upsala aufbewahrt wird. Von
Herzog Philipp II. von Pommern, für den Hainhofer tätig war, erhielt er den Auftrag,
einen ähnlichen Schrank zu bestellen, der 1617 in Stettin dem Besteller übergeben
wurde. Die Tischlerarbeit verfertigte der Kistler Ulrich Baumgartner, Matthäus Wallbaum
ist_ der Meister der getriebenen Silberreliefs und der den Schrank bekrönenden Silber-
gruppe des Parnaß, Altenstetter lieferte die feinen Silberemailplatten, Anton Mozart, ein
Vorfahre des Komponisten, die Malereien. Neben dem prunkvollen Äußern ist von höchstem
Wert dessen beinahe komplett erhaltener Inhalt, der das Gebrauchsgerät eines großen Herrn
aus dem Beginn des XVII. Jahrhunderts in raffiniert künstlerischer Arbeit enthält und des-
halb von höchster Wichtigkeit für die Kenntnis der Privataltertümer dieser Zeit anzusehen
ist. Die Publikation Lessings und Brünings ist mustergültig. Die Entstehung und Schicksale
des Schrankes werden genau geschildert, zum Teil auf Grund der Tagebücher Hainhofers,
sodann folgt die Aufzählung der am Schrank beteiligten Künstler mit Schilderung ihrer
Anteile am Schrank und dessen Inhalt. Es gibt drei gleichzeitige Beschreibungen des
Sehrankes in Berlin (im Schrank selbst), München und Wolfenbüttel. Die Berliner wird
abgedruckt und die wichtigeren Abweichungen in den beiden anderen Handschriften sind
als Anmerkungen beigegeben. Angesichts der prächtigen Publikation, die durch die Stiftung
eines einzigen Privatmannes ermöglicht wurde, kann man ein Gefühl des berechtigten
Neides nicht verscheuchen. Draußen im Reiche sind so viele Museen, nicht nur die in der
Zentrale, im Besitze ähnlicher Stiftungen und Legate, welche ihnen ein sorgenfreies Arbeiten
und beneidenswertes Aufblühen garantieren. Und was draußen beinahe die Regel ist,
das registrieren die österreichischen Museen als gar seltene Ausnahme. E. W. Braun
PREISAUSSCHREIBUNG. Das Kunstgewerbliche Museum der I-Iandels- und
Gewerbekammer in Prag schreibt eine Konkurrenz aus auf ein Modell einer beider-
seitigen Plakette, welche an die Aussteller und Ausschüsse der Jubiläumsausstellung des
Bezirkes der Prager I-Iandels- und Gewerbekammer 1908 zur Erinnerung an ihre Mitwirkung
an dieser Ausstellung verteilt werden soll. Die Forrn der Plakette bleibt der Wahl des
Künstlers überlassen, doch darf die Flächengröße derselben 60 Quadratzentimeter nicht
übersteigen. Verlangt wird ein plastisches Modell der beiden Seiten (eventuell je Avers und
Revers besonders), in weißem, ungefärbtem Gips, in vierfacher Größe, vollkommen so
durchgeführt, daß es direkt auf mechanischem Weg reduziert werden kann. Die Bildseite
der Plakette ist für eine Darstellung mit Bezug auf den Zweck der Plakette bestimmt, die
Schriftseite für die leicht leserliche Inschrift (in beiden Landessprachen): „Die Jubiläums-
ausstellung des Bezirkes der Prager I-Iandels- und Gewerbekammer xgo8 ihren Teilnehmern
und Mitarbeitern." Die Plakette soll durch Prägung oder Guß in Silber oder Bronze ver-
vielfältigt werden. Der ]ury wird ein Betrag von 2000 Kronen zur Verfügung gestellt,
welcher als Preise nach Ermessen der Jury mit Rücksicht auf die künstlerische Qualität
und die zweckentsprechende Eignung der Modelle verteilt werden soll. Der erste Preis muß
mindestens 1000 Kronen betragen, derselbe kann jedoch nur einer solchen Arbeit zuge-
sprochen werden, welche von der Jury zugleich zur Ausführung empfohlen wird. An der
Konkurrenz können sich in Böhmen gebürtige oder in Böhmen dauernd ansässige Künstler
beteiligen. Die Konkurrenzarbeiten sind spätestens am 30. April 1908 bis 5 Uhr nachmittags
an das Kunstgewerbliche Museum der Handels- und Gewerbekammer in Prag (Sanytrova
ulice 73-1.) abzuliefern. Die Arbeiten sind mit einem Motto oder Zeichen zu versehen und
der Name und die genaue Adresse des Konkurrierenden sind in einem versiegelten Kuvert,
welches das gleiche Motto oder Zeichen trägt, der Museumsverwaltung zu übergeben.