Auch hat sich Prag schon bereit erklärt,
die Kosten der Bände, die Prag behandeln
sollen, zu tragen und die Bände über
Deutschböhmen sollen von der Deutschen
Gesellschaft in Prag übernommen wer-
den. Wir dürfen erwarten, daß dem
gelungenen ersten Schritt bald weitere
folgen, damit Österreich Zeugnis geben
kann nicht nur von seiner uralten Kultur,
sondern auch von heute noch lebender, die sich nicht zum
geringsten in liebevoller Pflege des Überkommenen verrät.
j. D. Böhm, Medaille
auf Jacquin
(Hofmuseum in Wien)
Heuberger. Medaille au!
d. Herzog v. Reichstadt
(Hofmuseum in Wien)
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie
SEZESSION. Nach fast einjährigem Stillstand hat die „Vereinigung bildender
Künstler Österreichs", wie sie sich jetzt überwiegend nennt, ihre XXX. Ausstellung
eröffnet. Das Haus ist innen und außen erneut und dabei sind allerlei Symbole und Mahn-
wörter, in denen der Begriff Sezession sich aussprach, geschwunden. Auch unterschiedlicher
Wandschmuck, der von sezedierten Sezessionisten herrührte, ist unter ein allgemeineres
Weiß geraten. Die Vereinigung sucht augenscheinlich mehr Berührungen mit dem
Publikum und betont einen kongruenteren Standpunkt. Dagegen ist selbstverständlich nichts
einzuwenden, wenn nur das künstlerische Moment nicht geopfert wird. Und in der Tat
hat die Vereinigung eine sehr gewählte Ausstellung von bloß x28 Nummern und bloß von
Einheimischen. Es ist viel Gutes darunter und trotz jener Geberde der Gezügeltheit ist
der Jugend noch immer Spielraum genug geblieben. Auch an Tagessensation fehlte es
nicht. Sie reichte bis in den Gerichtssaal und entschied eine gar nicht unwichtige Frage:
ob es gestattet sei, ein Kunstwerk auszustellen, ohne Erlaubnis der darauf porträtierten
Personen. Das Hohenbergersche Gemälde, das eine humoristisch formulierte Privatfeier-
lichkeit bekannter Persönlichkeiten darstellt und als Geschenk für Herrn KarlWittgenstein
bestimmt war, ist unvermutet zu kunstrechtlicher Wichtigkeit gelangt. Auch das ist ein
Ergebnis, das nicht in Vergessenheit geraten wird. Die Stärke der Ausstellung liegt
übrigens in der jungen Plastik. Eine rassige Gruppe des Nachwuchses führt das große
Wort: Mestrovic, Hanak, Kühnelt, Müllner. Von femher, aus dem Hagenbund, grüßt der
gleichbegabte Stemolak. Sie alle kommen von den Fleischtöpfen
Ägyptens her, vom üppigen Akt. Eine karnivore Kunst, ohne jede
vegetarische Anwandlung. Dazu kommt das eigenhändige Wühlen
im schönen Material, im fleischtonigen Untersberger oder sieben-
bürgischen Marmor, in Granit sogar, dann wieder in vergoldetem
Holz, in Bronze. Das Material Hößt der Hand seinen Stil ein; es ist
schließlich der nimmer trügende Urquell dafür. Ein Hauptstück hat
Ivan Mestrovic geleistet mit seinem „Brunnen des Lebens" (für l-Ierrn
Wittgenstein) in schwarzem belgischen Granit. Um die Brunnen-
nische her zwei lebensgroße Menschenpaare, rückwärts eine Kinder-
reihe, oben als Bogenabschluß das Sinnbild des Nährens, die Mutter-
brust, ornarnental verwendet. Im feinen Schliff des Materials und in
der Heimlichkeit seiner Schwärze kommt das markige Wesen dieser
C.W h .P ä -
Aktbildnerei zu glücklicher Wirkung. Ins große geht auch Anton Sigma, am t
Hanak mit der sitzenden weiblichen Aktiigur für einen öffentlichen (Hofmuseum in Wien)