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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 4)

Brunnen in Linz (Stiftung des Herrn Helletzgruber). Ein Buddhaweibchen, möchte man 
sagen, von hieratischer Feierlichkeit. Der Pariser Buddhist Aristide Maillol hat vermutlich 
Einfluß darauf gehabt; auch in der großlinig-großflächigen Einfachheit der Gestaltung, die 
auf Einzelheiten sich überhaupt nicht einläßt. Jedenfalls ganz 
im Sinne einer Gesamtwirkung in freier Luft und Sonne. 
Der junge Künstler soll die Arbeit in zwei Monaten geleistet 
haben. Mit einer großen Sache kommt ferner Ferdinand 
Andri: einer kolossalen Stilfigur des heiligen Michael in hell 
vergoldetem Holz. Daß er den richtigen Schnitzergeist hat 
und dazu einen eigentümlich bäuerlich-handwerkerhaften 
Stoffinstinkt, weiß man von seinem schönen geschnitzten 
Taufbrunnen in der Beuroner Ausstellung her. Auch der 
heilige Michael ist sehr eigen; eine Abstraktion und doch 
naiv. Denn ohne Naivität abstrahiert doch kein Mensch so 
etwas aus dem dicksten Realismus heraus, worin Andri zu 
Hause war, ist und sein wird. Die Figur soll übrigens in 
Kupfer getrieben an einer Ecke der Zacherlschen Granit- 
festung ihren Standort finden. Für die Replik in Holz sollte 
wohl in einer modernen Kirche Platz geschafft werden. 
Treffliche Büsten enthält die Ausstellung von Engelhart (die 
beste die Cancianis), l-Iellmer (die bestejean de Bourgoing), 
Müllner (die beste eine alte Dame von minuziös studierter 
Form), Canciani (die beste Engelhart). Von Canciani ist 
auch das bekannte kleine Kaiserin Elisabeth-Denkmal, mit 
dem herantretenden Arbeiter, fir die Gedächtniskapelle in 
Gföhl nunmehr in weißem Marmor ausgeführt. Als Kleinkunst 
größeren Wurfs sei Engelharts monumentale Silberplakette 
angeführt, die zum Jubiläum des Rudolfmerhauses dessen 
Stifter, dem Grafen Hans Wilczek, dargebracht wird: vier 
Porträte und hübsche Allegorik, sehr hübsch die Rückenligur 
einer Rudolfinerin; die elegant eingelegte Kassette von 
Plecnik. In der Malerei ist weniger Überraschendes. Ederers 
wandgroße Werkzeichnung für die Altarmosaik in der An- 
staltskirche am „Steinhof" läßt die Hauptsache vermissen, 
den erfinderischen Stiltrieb, den unter den Modernen Roller, 
Moser und Klimt hervorragend haben. Es fehlt die feierliche 
Pikanterie in derSchwebungvonLinie und Farbe. In kleineren 
Malereien ist der Künstler recht anziehend. Einleuchtende 
Stimmung ist den Landschaften von Sigmundt („Abend in 
einem Weinberg"), Nowak („Dürnstein, Sommerabend"), 
Hänisch („Naschmarkt") und König („Stiller See") nachzu- 
rühmen. Vier ganz verschiedene Naturen und Naturanschau- 
ungen. Nißl, Hayek, Rösch, Hohenberger (Ansichten aus 
der Sphäre des Nordbahnhofs), Konopa, der Krakauer Filip- 
kiewicz, Karl Müller, Isepp sind zu erwähnen. Als neuer 
Name Alberto Stringa, dessen himmellose Landschaft vom 
Monte Baldo ein saftiges Farbenspiel voll kecker Quiproquos 
von Werten (Blau statt Grün und so weiter) darstellt. 
Noch ein Junger, der Krakauer Vlastimil Hoffmann, tut sich 
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Antike Venus-Statuen: auf Em- 
piresockel (Hofmuseurn in Wien) 
hervor. In seinen vier großen Bildern tollt der gewisse Vogelscheuchenhumor, der vor 
zwei ]al1ren so neu in die zahme Wiener I-Iumoristik hereinbrach. Die abenteuerliche 
Kostümierung seiner Figuren und dazu die harmlose Frische der Gesichter wecken eine
	        
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