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Seite 188 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 17 
D E M O T T E 
ACHETE ET VEND 
SCULPTURES — VITRAUX — TAPISSERIES — IVOIRES 
EMAUX — MEUBLES 
GOTHIQUES 
NEW YORK PARIS 
25 EAST 78IL STREET 27 RUE DE BERRI CVIII, e D 
talische Teppiche, gotische und Renaissance-Tex 
tilien. 
Dieser Auktion schließen sich zwei von Graupe 
allein veranstaltete an. Zunächst wird eine umfang 
reiche Sammlung von moderner Graphik ver 
steigert, in der englische und französische Graphik, 
vor allem Toulouse-Lautrec und Daumier. vertreten 
ist, dann eine Sammlung von englischen und fran 
zösischen Farbstichen des 18. Jahrhunderts, in 
der die großen Mezzotinto-Blätter von Ward und 
Morland, zumeist in erstklassigen Exemplaren, und 
die zahlreichen ,,Cries of London“ vorhanden sind, 
Im Dezember, kurz vor Weihnachten, verstei 
gert Graupe gemeinsam mit C. G. Boerner [Leip 
zig) eine außerordentlich vollständige Adolf 
Menzel -Sammlung, in der das gesamte 
Oeuvre des Künstlers mit vielen Probe- und Zu 
standsdrucken neben einer großen Zahl von Hand 
zeichnungen vertreten ist. 
Das ungemein große Programm, welches Graupe 
für die kommende Saison ankündigt, läßt darauf 
schließen, daß die Firma mit einer starken Kauflust 
des internationalen Publikums rechnet. In der ersten 
Hälfte des Jahres hat Graupe sich nur deswegen 
auf zwei Auktionen beschränkt, weil er den Markt 
für nicht stabil genug hielt. Und wie recht er hatte, 
das hat die Erfahrung gezeigt, die man allerdings 
nicht allein in Berlin machte. 
JCandschriften und JColzschnittbücker. 
Die von uns schon angezeigte Auktion von wich 
tigen Handschriften und Holzschnittbüchern wurde 
von der Firma Joseph B a e r & Co. in Frankfurt 
a. M. nun endgültig für den 6. Oktober angesetzt. 
Unter den Handschriften finden sich insbeson 
dere mittelhochdeutsche Rittergedichte, wie Friedrich 
von Schwaben, Wilhelm von Oesterreich des Johann 
von Würzburg, Wilhelm von Orlens des Rudolf von 
Ems, der Stricker des Daniel von Blumenthal und 
von dem Alexander des Ulrich von Eschenbach, die 
einzige Handschrift dieser Verherrlichung König 
Ottokars II. von Böhmen, die auf das Original zu 
rückgeht. Die bedeutendste dieser Handschriften ist 
Der Renner« des Hugo von Trimberg mit 
einhundertzwanzig großen Miniaturen aus der ersten 
Hälfte des 15. Jahrhunderts, die von Augsburger 
Künstlern angefertigt sind. Nur zwei illustrierte 
Handschriften des Renner sind erhalten, die zweite, 
in Leiden, enthält jedoch nur 87 Miniaturen, Textlich 
noch interessanter vielleicht ist die einzige erhaltene 
Handschrift des berühmten »Theologia deutsch« des 
Franckforters. die Luther als sein Erstlingswerk 
herausgegeben hat. Diese mystische Schrift eines 
Mitgliedes des Deutsch-Herrenklosters in Frankfurt 
a. M. gehört zu den bedeutendsten philosophischen 
Werken des Mittelalters, Schopenhauer be 
hauptet von ihr, daß sie in wundervoller Weise mit 
seiner eigenen Philosophie übereinstimme. 
Von den Holzschnittbüchern des 15. Jahrhun 
derts sind die in Straßburg gedruckte Goldene 
Bulle von 1485, die fünfte und neunte deutsche Bibel, 
das Nürnberger Heiligenleben von 1488 und zwei 
Würzburger Missalien mit Holzschnitten von Wohl- 
gemuth besonders zu erwähnen. Die Würzburger 
Agende von 1482 ist nicht nur eines der ersten deut 
schen Bücher mit einem eingedruckten Kupferstich, 
sondern auch das erste oder zweite Buch mit auf 
Liniensystem gedruckten Noten. Der schöne Kupfer 
stich ist von Albert Glockendon. 
Von wertvollen Inkunabeln erwähnen wir weiter 
zwei in Straßburg um 1473 gedruckte Erstausgaben 
des Petrarca, ein um 1476 in Speier erschienenes 
deutsch-lateinisches Vokabular, ferner Drucke von 
Alost, Marienthal und Forli (bisher unbeschriebenes 
Unikum). Die Sammlung enthält auch eine Anzahl 
medizinischer Inkunabeln, darunter das erste ge 
druckte Buch über Syphilis, das von Konrad Schellig 
um 1488 in Heidelberg herausgegeben wurde. Ein 
frühes Americanum ist das in Florenz 1496 ge 
druckte Buch des Zacharias L i 1 i u s. Bedeutend ist 
auch ein bisher unbekannter sehr großer Einblatt 
holzschnitt mit dem Wappen des Papstes Alexan 
der VI., das in den Deckel eines Speierer Buches 
aus dem Jahre 1482 eingeklebt ist. 
Unter den Drucken des 16. Jahrhunderts ist be 
sonders das berühmte Mainzer Psalterium von 1516 
hervorzuheben, das mit denselben Typen gedruckt 
ist, wie das Schöffersche Psalterium von 1457 und 
das große farbige Initialen enthält, ferner einige von 
Baldungi Urs Graf, Erhard Schön und Vogtherr illu 
strierte Holzschnittbücher. Die meisten Bücher sind 
in den Originaleinbänden erhalten. Es finden sich 
darunter wichtige Stücke, wie ein Einband des be 
rühmtesten deutschen Buchbinders des 15. Jahr 
hunderts, Johann Richenbach, dessen Arbeiten 
fast ausnahmslos in öffentlichen Bibliotheken ver 
wahrt werden. 
Die Verfasser des Kataloges haben auch zwei 
neue Buchbindernamen entdeckt. Eine la 
teinische Bibel, von Johann Furderer gebunden, 
der im 15, Jahrhundert Klosterbruder in St, Stefan
	        
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