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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 5)

Figuren noch enger an seinen Lehrer. - Auch die weitere plastische Tätig- 
keit der Fabrik von 1780 bis 1807, sowohl die ligürliche Plastik wie das 
Geschirr, ruhte vorzugsweise auf den starken Schultern Grassis. 
Der vielseitige Inhalt des Werkes konnte in dem engen Rahmen dieser 
Besprechung nur angedeutet, nicht erschöpft werden: die Geschichte und 
Organisation der Fabrik, die Arbeitsteilung, der Umfang der Produktion, 
kulturhistorisch interessante Streiflichter über mancherlei Sitten, wodurch 
die knappen Worte der Akten aufgehellt werden, der Zusammenhang mit 
der großen Kunst, eingehende Nachrichten über zahlreiche Künstler, das 
Markenwesen und so weiter, kurz eine neue reiche Fundgrube für die 
Kunst und Kulturgeschichte des XVIII. Jahrhunderts. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN SIP VON 
LUDWIG HEVESI-WIEN Saß 
AS BRAHMS-DENKMAL. Am 7. Mai wurde in der Anlage vor dem Polytech- 
nikum Rudolf Weyrs Brahms-Denkmal enthüllt. Das fünf Meter hohe Werk zeigt auf 
 
Biskuitfigur der Tänzerin Fanny 
Elßler, 1843 (Aus 
dem „Wiener Porzellanwerk") 
breitem Sockel von grauem Karstmarmor die überlebensgroße, 
sitzende Porträtfigur in weißem Laaser Marmor und unterhalb 
eine trauernd hingelagerte Muse, in weniger weißem Laaser 
Marmor, die in die Saiten einer maskengeschmückten Leier 
greift. Das Denkmal ist so orientiert, daß der Blick des Kom- 
ponisten auf das Musikvereinsgebäude fällt. Brahms ruht in 
bekannter Leibesfiille zuriickgelehnt auf halbrundem Marmor- 
sitz, dessen Lehnen die müßigen Arme stützen. Das gesenkte 
Haupt sinnt in sich hinein. Die Falten eines Mantels oder Plaids 
legen sich von rückwäs her über das linke Bein. Der Kopf ist 
sorgsam durchstudiert und ausdrucksvoll genug; die Senti- 
mentalität, die er seinem Canon eingeflößt, klingt leiser an. 
Immerhin wird man sich eine kraftvolle Schöpfernatur wie 
Brahms weniger in Lässigkeit gelöst denken mögen. Weyrs 
Lebenslauf kommt vom Realismus der früheren Generation 
her; diesen verleugnet auch sein Brahms nicht. Das Stil- 
anstreben unsererTage, die strenge, vereinfachende Auslese in 
Linie und Fläche ist seine Sache nicht. Sein starkes deko- 
ratives Empfinden wühlt gern im Überßuß des Materials. 
Dennoch ist er vom Wehen der Zeit nicht ganz unberührt. Ein 
Vergleich mit der Canon-Figur läßt doch ein Fortschreiten zu 
breiterer Form und weniger photographischem Erfassen der 
Einzelheit merken. Auch im Faltenwerk des bequemen Zivil- 
anzugs wird Überflüssiges schon einigermaßen ausgeschaltet. 
Bloß die Manteldraperie stört heute als lästige Herkömm- 
lichkeit, ist übrigens mit ihren vielen langen und kurzen Falten, 
die den Hintergrund für die Beine bilden, ein unruhiges Ele- 
ment. Die in großen Wellenlinien hingesunkene Muse, mit dem 
lang ausgestreckten Arm, unterstreicht die Bildnisgestalt mit 
einem hellen dekorativen Motiv von starker und mannigfaltiger 
Durchbildung. Das ist der gute alte Weyr, wie man ihn von 
jeher schätzt. Ganz mißlungen ist der bauliche Teil des
	        
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