Abb. 1 g. Drei Amulette (Magatarna)
aus Stein, Ohrringe aus Gold,
Arm- und Fingerringe aus Gold,
Ketten aus zylindrischen und run-
den Glasperlen, im kaiserlichen
Museum, Tokio, aus protohistori-
schen Steingräbern. (Aus Gowland,
The Dolrnens of japan)
Zwischenraum,
uru
Ein weiterer, diesen frühen Stil charakterisierender
Dekor ist das gebuchtete Wolkenornament, das
dauernd die altertümliche Darstellung von Wol-
ken, Felsen und vielen stilisierten Zeichnungen
beherrscht. Reichel hat bereits darauf hingewiesen,
daß eine Ähnlichkeit dieses Ornaments mit den in
mehrfarbigem Golde eingelegten Mustern auf Dolch-
klingen aus Mykenä besteht (Abb. 5 b). Zugleich
machte er aufmerksam, daß auf Freskobildern in
Kreta ein ähnliches, der Maltechnik angepaßtes,
flockenförmiges Gebilde zwischen den Blumen als
Füllung gemalt ist (c).
Beide Motive dürften ein gemeinsames Vorbild
haben, das unter Anpassung an die verschiedenen
Techniken entsprechend umgestaltet worden ist.
Die berühmten Goldbecher von Vaphio aus dem
lLjahrtausend vor Christi zeigen uns eine Terrain-
darstellung in der stilisierten Art von zerklüftetem
Gebirge (a). Aus ästhetischen Gründen wurde der
der sich am obem Rand des
Bechers zwischen den Menschen und Tieren ergab, ebenfalls mit derartigen
Steingebilden verziert, nur umgekehrt von oben nach unten, so daß sie von
dem obem Rand in die freie Luft herabhingen. Die ornamentale Füllung der
vom Bilde freigelassenen Flächen finden wir auf allen Reliefschnitzereien
sowohl in Ägypten wie bei den Kerbschnitzereien in Europa und den Holz-
und Steinreliefs an den Tempeln Indiens.
Ich glaube, daß die Reliefschnitzer aus
ästhetischem Gefühl die volle Fläche mit
Mustern überzogen haben und daraus ein
Schönheitsgesetz entstand, das auch für
die Freskomalereien und Metallarbeiten
maßgebend blieb.
Die Stein- oder Terrainmuster wurden
in der F reskomalerei fiockenartig (c) aus-
gebildet und bei Metallarbeiten in An-
passung an die Technik der Drahteinlagen
zur geschlossenen, abgerundeten Wolken-
form (b) gestaltet. Diese verschiedenen
Ausführungsarten sowie das Bedürfnis, die
ganze Fläche gleichmäßig mit Mustern zu
überziehen, sind wesentliche Merkmale
der chinesisch-japanischen Ornamentik
und haben sehr erheblich sogar die Bild-
malerei beeinfiußt. Erst in viel späterer
Abb. an. Masken für Tanz, Stil VIlLjahrhunderx,
Japan. (Katalog Sammlung Gillot, Paris 1904)
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