MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 4)

Künstler, der so edlen 
Zielen zustrebt, die 
Fehler aufzuweisen, je- 
doch wenn die Kritik 
nur Würdigung wäre, 
so wäre sie für die 
Sache wertlos, der sie 
dienen soll. Das bri- 
tische Publikum aller- 
dings liebt ein soge- 
nanntes „feines Bild". 
Es fordert vor allem, 
daß es gefühlvoll sei, 
dekorativ und hübsch 
aussehe und reich an 
Einzelheiten. Auf wahr- 
heitsgetreue Malweise 
legt es wenig Wert, 
denn es sagt: „Ein Bild 
müsse viel Phantasie 
aufweisen, um ein rich- 
tiges Bild zu sein. Der 
Künstler zeige seine 
Empfindungsgabe, auf 
Wahrheitstreue und 
Realismus komme es 
dabei weniger an." Der 
Realismus ist in Eng- 
land immer noch mißliebig und wird von Vielen als eine von auswärts im- 
portierte, fremde Ketzerei betrachtet. Der britische Geist hegt gegen die 
Lehren modern-fremder Schulen überhaupt ein gewisses Mißtrauen, um nicht 
zu sagen eine gelinde Abneigung. 
Sonderbar und einseitig sind die Würdigungen der Kunst hierzulande und 
dies erklärt den Umstand, daß jahraus, jahrein die geduldige Menge ohne 
Murren die Räume der Royal Academy bevölkert, nur um immer wieder das 
zu sehen, was sie schon so und so oft geschaut hat. Nur nebenbei erwähne ich 
die kürzliche Äußerung eines sehr talentierten Malers, der regelmäßig in der 
Akademie ausstellt. Der Stil seiner Bilder ist in Bezug auf Komposition und 
Behandlung so eintönig, daß man nicht auf den Gedanken kommt, daß er 
wirklich so viel Erfindungskraft besitzt. Derselbe bemerkte ungefähr folgendes: 
„Das Publikum möchte stets wissen, was es von einem Maler zu erwarten 
hat, und liebt es daher, dessen Individualität in einem bestimmten Werke 
deutlich ausgedrückt zu sehen, um sie an allen seinen anderen Schöpfungen 
sofort erkennen zu können." Derartige Erkenntnis ist aber sehr verführerisch 
George Frederick Watts, Amor, der Liebesfischer
	        
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