MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 6 und 7)

Der Fächer war der unzertrennliche Begleiter der Männlein und 
Weiblein des alten Inselreichs und spielte, wie leicht begreiflich, auch im 
japanischen Volksglauben eine nicht unbedeutende Rolle. Einen Fächer 
finden, bedeutet Glück; die Kleidung der kleinen Kinder bei ihrer Weihe im 
Shinto-Tempel wird mit kleinen Fächern bedeckt; Knäblein gibt man als 
Geburtstagsgeschenk einen Fächer als Symbol der Tapferkeit und so 
weiter. 
Man benutzt in Japan zwei Fächerarten: den zusammenlegbaren Falt- 
fächer, Ogi oder Sensu, den nationalen Fächer Japans, der in der Regierungs- 
zeit des Kaisers Tenji (668 bis 672) von einem Bewohner der Provinz Tamba 
oder Tan-shiu (westlich von Kyoto) erfunden worden sein soll, und den 
starren Blattfächer, „Uchiwa", den die Japaner über Chosen (Korea) von 
den Shinajin (Chinesen) erhielten und von welchem sie eine Spezies direkt 
mit dem Ausdruck „To-uchiwa", das heißt Chinafächer (TozOsten, China) 
belegen, der als „Gumbai-uchiwa" auch als eine Art Kommandostab von den 
Heerführern benutzt wurde, wenn sie, auf Klappstühlen sitzend, die Schlacht 
leiteten. Der chinesische Blattfächer fand sonst bei den Japanern in alter 
Zeit nur innerhalb ihrer vier Wände als bloßes Hausgerät eine Verwendung. 
Die Chinesen erhielten den japanischen Faltfächer erst im XV. Jahr- 
hundert, und zwar auf demselben Weg, auf den ihr Blattfächer nach Japan 
gekommen war, aber er wurde erst am Ende des XVI. Jahrhunderts in China 
salonfähig, weil er gleich bei seinem Eintritt in das „Reich der Mitte" von 
den chinesischen Kurtisanen in Gebrauch genommen worden war. Eine 
Abart des Ogi ist der „Suehiro" oder Chuukei-Fächer, der, mit auswärts 
gebogenen Deckschienen versehen, auch im geschlossenen Zustand halb 
geöffnet erscheint und einem Gingkoblatt sehr ähnlich sieht. Diese Fächerart 
wurde von den Japanern vornehmlich bei Hof- und kirchlichen Zeremonien 
getragen. 
Der Hauptsitz der Faltfächerindustrie ist Fushimi, zwischen Osaka und 
Kyoto, in der Provinz Owari gelegen; feinere Sorten werden in den beiden 
Residenzstädten Kyoto und Tokyo erzeugt. Die Fächer der Männer sind 
meist rein weiß und tragen nur Inschriften, bestehend in Gedichten (Uta) 
oder Sinnsprüchen, als Dekoration. Die Frauenfächer zeigen auf matt- 
grundierter Fläche Blumen, Vögel, Schmetterlinge und dergleichen in dis- 
kreten Tönen, während die Fächer der Kinder eine lebhaftere Färbung 
besitzen. Die Fächer der Geisha (Sängerinnen) und namentlich der Oiran, 
der galanten Damen gewisser Stadtbezirke (Yoshiwara in Tokyo, Shimabara 
in Kyoto und so weiter), sind dagegen sehr groß im Format und tragen auf 
Gold- oder Silbergrund eine überreiche, grelle Bemalung. 
Diese verschiedenen Fächerarten kommen nun auch in der japanischen 
Heraldik zur Verwendung und bieten die hier eingerückten Abbildungen eine 
Anzahl von Fächerwappen, die durch ihre systematische Aneinanderreihung 
einen Einblick in das eigenartige Wesen dieser ostasiatischen Dekorations- 
kunst gestatten.
	        
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