Völkerfamilie, so sind doch zwischen ihnen Unter-
schiede einschneidendster Art in Menge vorhan-
den. Die Anlage des Bauernhofs schon gibt dafür
ein drastisches Beispiel. Übrigens sind die nörd-
lich dieses Grenzwalles wohnenden Dänen keines-
wegs immer ruhig hinter ihrer Deckung gesessen.
In manchem Feldzug wurde er überschritten, um
den Besitz des Landes in mancher blutigen Fehde
gefochten. Die Geschichte des Landes ist ein durch
kürzere oder längere Friedenspausen unterbroche-
nes ständiges Raufen um die Regierungsgewalt
und - last not least - um die möglichst aus-
giebige Anteilnahme der gesellschaftlich Höheren
am Besitz der ihnen Unterstellten. Kämpfe wie die-
jenigen der Ditmarsen um das Recht der freien
Selbstregierung, endigten, bloß für einen Teil des
Landes von Belang, zuerst in der blutigen Schlacht
am Dusend-Düvels Worf bei Hemmingstedt mit
der vollständigen Vernichtung eines dänischen
Ritterheeres. Ein halbesjahrhundert später rnußten
die freien Bauern nicht nur die vordem erbeuteten
Fahnen, eigenes Geschütz und Waffen an Herzog
Adolf von Gottorp, den Bruder Christians III. von
Dänemark, ihren Überwinder, abliefern, sondern
auf freiem Felde den Huldigungseid leisten und
vierundzwanzig der angesehensten Männer, da-
runter den nachmals zu hohen Ehren gelangten
Markus Schwin aus Lunden, als Geiseln stellen.
Die Verhältnisse ließen sich indes gerade im
Westen des Landes für die Bewohner weit gün-
stiger an als im Osten, blieb doch die freie Selbst-
Verwaltung der Gemeinden, die frei gewählte
Obrigkeit und manches andere bestehen, was
nicht nur eine leichtere Bewegung überhaupt ge-
stattete, sondern auch in kultureller Beziehung von
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Abb. 26. Kunstgewerbemuseum zu
Flensburg. Madonnenstatue aus
Eichenholz mit Resten der Be-
malung, Nordschleswig. XVJahr-
hundert
größter Wichtigkeit war. Für die Bedeutung der Kunst im Hause sind
diese Verhältnisse von größtem Belang gewesen. Eine kurze Erläuterung,
wie sie Meiborg in seinem grundlegenden Werke: „Nordiska Bondergaarde
i det x63 17' og x8' Aarhundrede, Kjpbenhavn bei Lehmann und Stager, 1893"
(deutsch von Richard Haupt, Verlag von Jul. Berger in Schleswig 1896) gibt, sei
deswegen hier eingefiochten. Sie ist, weil bezeichnend für die völlig diffe-
rierende Entwicklung der Landesteile, von Belang. Es heißt da pag. 26: „Im
Westen waren viele Bauern Eigentümer, doch war die Zahl der Erbpächter
weit größer. Diese standen jenen nur wenig nach, da ihnen die Gebäude mit
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