MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

der Kuppel verschwimmen 
der architektonische und der 
gemalte, der gesehene und der 
gedachte Raum unmerklich 
ineinander und mit feinster 
Kunst hat es Groll verstanden, 
das Auge des Beschauers zu- 
gleich an der Fläche festzu- 
halten und diese Fläche doch 
nicht als Grenze, sondern als 
Tiefe wirken zu lassen. Aber 
auch bei den bildlichen Dar- 
stellungen an der Decke des 
Schiffes hat Groll, und es ist 
das sicherlich ganz im Geiste 
der Barockkunst gedacht, noch 
einzelne illusionistische Züge 
angebracht, indem er Wolken- 
gebilde, welche den Vorgang 
umgeben, da und dort über die 
Umrahmung übergreifen läßt. 
So bewirkt er einen höchst 
reizvollen Widerstreit zwischen 
malerischem Schein und ar- 
chitektonischer Wirklichkeit, 
Abhxlßrigina-KapelleinWien der immer neu entsteht und 
sich immer wieder aufhebt. 
Es ist sehr zu bedauern, daß diese großen Schöpfungen, welche Groll 
einen bleibenden Namen in der Geschichte der kirchlichen Monumentalmalerei 
in Österreich sichern, außerhalb Wiens und, insbesondere die Arbeit in Hain- 
dorf, sogar ziemlich weit abseits von der großen Straße des Völkerverkehrs 
entstanden sind. Dies gilt auch von der im Auftrag des Erzherzogs Franz 
Ferdinand an der Außenwand einer alten Kapelle bei Konopischt ausgeführ- 
ten Darstellung des heiligen Christophorus, welcher das Christuskind durch 
die Fluten trägt, kräftig und breit in den Linien, aber in einer archaisierenden 
Weise behandelt, welche die Eigenart des Künstlers nicht voll zur Geltung 
kommen läßt (Abb. 17). Immerhin hat Groll auch in Wien selbst und in Wiens 
näherer Umgebung eine Anzahl von Freskowerken geschaffen, welche zur 
vollständigen Charakteristik des Künstlers und seiner Arbeitskraft nicht 
übergangen werden können, die aber sein schöpferisches Vermögen, wie 
insbesondere seine Kunst der Raumgestaltung und Raumgliederung nur 
ahnen, nicht in vollem Umfang erkennen lassen. Die größte dieser Arbeiten 

	        
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