MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

Die Intarsia gehört nicht dem Großbau 
sondern dem Kleinbau an, nicht der Archi- 
tektonik sondern der Tektonik im engeren 
Sinn (obwohl hinwieder geradezu groß- 
artige Architekturen ihr Darstellungsobj ekt 
werden können). S0 merken wir bereits, 
wie sehr sich unsere Kunst mit andern 
Künsten der tektonischen Dekoration ver- 
binden kann. Nicht, daß sie selbst einer 
Ergänzung durch andre Techniken be- 
darf: Brandmalerei oder Gravierung haben 
zwar häufig in sie eingegriffen, verletzen 
aber ihre stille und reiche Eigenart, so 
daß gute Intarsiatoren eine derartige Hilfe 
ablehnen, mag sie auch etwa für das 
Schattieren von Blumen und dergleichen 
noch so nahe liegen. Dagegen sind 
Kombinationen mit andern Techniken für 
die Intarsia günstig; als I-Iauptbeispiel sei 
die Holzbildhauerei oder I-Iolzschnitzerei 
genannt, die der Intarsia begreiflicher- 
weise häufig auch durch Personalunion 
nahesteht. 
Solche sachliche und persönliche Ver- 
bindungen tun schon deshalb not, weil 
eine scharfe Beschränkung auf Intarsia so- 
wohl der Kunst wie ihrem Jünger schaden 
kann. Die Schwierigkeit und Langwierig- 
keit, die Kostspieligkeit und Vornehmheit 
der lntarsia darf nicht aus dem Auge lassen, Intarsiafüllung eines Pilasters vom Chorgesrühl 
wer namentlich die Kulturbedingungen ver- m s" purem m Bologmh nach Hemme 
folgen will, die für sie in Betracht kommen und die also günstiger sein müssen 
als für viele sonstige Kunstarten. Mit diesem Verständnis wird man auch die 
geschichtliche Entfaltung der Intarsia zu würdigen haben. 
Mit etwa sechs Perioden oder besser gesagt Blütezeiten wickelt sich 
die Geschichte der Intarsiakunst vor unserer jetzigen Betrachtung ab. 
Einer ersten, allerdings recht wenig einheitlichen Epoche, dem Altertum, 
schließt sich nach einem begreiflichen Rückgang das Mittelalter als die 
zweite Epoche an. Ihre Leistungen steigern sich etwa vom Ende des 
T recento an, spätgotisch, bis zur Mitte oder zum Ende des Quattrocento. 
Von da an geht es ohne Unterbrechung in die eigentliche Renaissance 
hinein, die wir hier als unsere dritte Epoche bis etwa 1600 rechnen. An 
vierter Stelle haben wir Spätrenaissance und Barock im XVII. Jahrhundert; 
an fünfter Stelle Regence, Rokoko und Zopf im XVIII. Jahrhundert; und
	        
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