darin nirgends einen directen Widerspruch zu der im Nachfolgenden
gebotenen Lösung zu entdecken.
Leider ist es unerlässlich, eine theoretische Erörterung des Zweckes
vorauszuschicken, um dessen praktische Durchführung es sich in der
Weberei auf der Stufe ihrer Entwicklung in der althellenischen Zeit
gehandelt hat. Welcher ist der ursprüngliche, von allen Verzierungs-
und sonstigen Nebenabsichten entkleidete Zweck der Weberei gewesen?
Offenbar die Herstellung einer Fläche aus textilen Elementen, den Fäden.
Die Fäden werden in zwei Systeme gebracht, die aufeinander senkrecht
zu liegen kommen sollen. Das eine System bildet die Kette, das andere
den Einschlag oder Schuss. Am antiken Webstuhl, wie auf dem Eingangs
abgebildeten, wurde die Kette derart aufgespannt, dass die Einzelfäden,
aus denen sie sich zusammensetzt, oben am Zeugbaume befestigt waren,
unten hingegen durch angehängte Zettelstrecker in straffer verticaler
Lage gehalten wurden. Diese Kettfäden sollten nun von dem senkrecht
zu ihnen gedachten System der Schussfäden gekreuzt werden. Dies
geschah in der einfachsten und ursprünglichsten Weise dadurch, dass
jeder Schussfaden abwechselnd über und unter die der Reihe nach aus-
gespannten Kettfäden geführt wurde, wie dies nebenstehende Figur z ver-
anschaulicht und an jedem gröber gewebten Stück Leinwand deutlich zu
sehen ist. Wie, mittels welchen Handgriffs brachte man nun diese Kreu-
zung zu Stande?
Gewiss wird es eine vielleicht sehr lange Zeit gegeben haben, da
man, ähnlich wie die Ruthen beim Flechten, auch den schmiegsamen
Schussfaden zwischen die Kettfäden derart ver-
wehte, dass man etwa (vergl. die Abbild. Fig. z)
von rechts beginnend, den ersten Kettfaden
mit der Hand aufhob und den Schussfaden dar-
unter schob, den zweiten Kettfaden dagegen
nicht aufhoh, sondern den Schussfaden darüber
passiren ließ, den dritten Kettfaden wiederum
aufhob, den vierten nicht u. s. w., so dass
alle ungeraden Kettfäden (t, 3, 5, 7) über dem
Schuss, alle geraden (z, 4, 6, 8) unter dem-
Fiß- 1- selben zu liegen kamen. Gelangte man so an
das linke Ende der Kette, dann kehrte man um und ging in der gleichen
Weise zurück, nur mit dem Unterschiede, dass man jetzt alle ungeraden
Kettfäden unter, alle geraden über dem Schuss liegen ließ. Nach neuer-
licher Durchkreuzung der gesammten Kette wiederum am rechten Ende
derselben angelangt, wiederholte man im dritten Schussgange den Process
des ersten u. s. w. Auf solche Weise wurde jeder Schussgang durch den
zunächst darauffolgenden festgehalten und durch die fortgesetzte Anein-
anderreihung von festgelegten Schussgängen ein zusammenhängendes
Gewebe erzielt.
i. 1., 6. 5 k, a. z. r.