MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 10)

 
Zwei bemalte Höchster Figurenleucbter, um 1765 (Sammlung Schöller in Berlin) 
Wirkung München geraume Zeit hindurch stand. Wohltuende Einfachheit gewann diesmal 
die Oberhand, damit die Ausbildung der künstlerisch gearteten Zweckform, ohne jedwede 
moderne Extravaganz notabene. Aus allem spricht der gleiche Geist, der Münchens bauliches 
Wachstum begleitet, vor den neuzeitlichen architektonischen Trostlosigkeiten bewahrt hat, 
wie sie sich in andern Großstädten breit machen. Welche deutsche Stadt hätte solch eine 
stattliche Reihe von künstlerisch hochbedeutsamen öffentlichen wie privaten Bauten der 
Neuzeit, Schulen, Kirchen, Brücken, Bädern, Friedhöfen und so weiter aufzuweisen wie 
München? Keine, auch die Reichshauptstadt nicht. In München ist glücklicherweise seit 
langem das künstlerische Element suprema lex gewesen. Der greise Prinzregent soll trotz 
allem Interesse für das millionenschluckende Unternehmen, das die Stadt allein auf sich 
nahm, in seiner liebenswürdigen Art jede Einmischung in das Wesen der Entwürfe ab- 
gelehnt und gesagt haben: „Ich will mich überraschen lassen". Nicht er allein mag überrascht 
gewesen sein; manch andrer wohl auch. Man ist vorn Prinzip des „Ausstellungspalasts" 
abgegangen. Die verschiedenen Stoffgebiete, welche einen Überblick über das gesamte 
produktive Schaffen der Isarstadt geben, Groß- und Kleinindustrie, Kunst und Kunsthandel 
jeder Richtung, munizipale Arbeit auf allen Gebieten etc. etc. umfassen, sie wurden in 
mächtigen Hallenbauten untergebracht. Unter sich sind diese durch niedrigere Verbindungs- 
bauten geeint. Das Ganze lehnt sich an einen köstlichen alten Park an. Das Zusammen- 
stimmen der groß-silhouettierten Gebäudemassen mit dem vorhandenen Baumbestand, der 
Übergang von den straff konstruktiven Formen zur Natur, das Verhältnis der außer- 
ordentlichen anmutig kleineren Gebäudekomplexe zu den Gesamtraumverhältnissen, die 
Gestaltung der größeren und kleineren offenen Plätze, die Verbindung von Nutzbau und 
gärtnerischer Anlage, all das ist so vorzüglich gelöst, daß es selbstverständlich wirkt, so, als 
hätte das alles von jeher dagestanden, als wär' es zusarnxnengewachsen. Von Bauamtxnann 
Bertsch rührt der Entwurf zur Gesamtanlage her; eine Reihe andrer Architekten war mit 
der Ausführung von Einzelnem betraut, so Professor Littmann mit der des Künstler- 
theaters,einerneuzeitlichen Schöpfung, derenZweck, die völlige Loslösung der dramatischen 
Aufführungen von dem öden Ballast der bisher gültigen Bühnentechnik mit ihren Kulissen, 
Soflitten, Hintergründen, Versenkungen, räumlich schreienden Mißverhältnissen und so 
weiter, vorzüglich gelungen ist und diesem heillosen Plunder hoffentlich für immer die 
Wiederanwendung verbietet.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.