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gunde ganz undenkbar. Was wir uns unter diesen Ge-
stalten zu denken haben? Der Zentaur galt seit dem
frühen Mittelalter als Sinnbild der Weltlust; vielleicht
ist hier also das weltliche Treiben gemeint, das um
die Äbtissin tobt, sie selbst aber unbeirrt läßt. Ähnlich
ist das weltliche Leben auf dem ungarischen Krönungs-
mantel als Schlachtengetümmel um die in himmlischer
Ruhe dasitzenden Apostel dargestellt; hier ist es welt-
liche Jagdlust, die in den Frieden der Tiere des Waldes
einbricht. Vielleicht darf man darin, daß sich der Hirsch
so ruhig gegen die Kniende wendet, auch einen Zug
gemütvoller Vertiefung erkennen. Auf eine kleine stili-
stische Merkwürdigkeit möge hier noch hingewiesen
werden, auf die eigentümliche Angabe des Rots auf den
Wangen; sie ist so aber im XII. und XIILJahrhunderte
üblich. Wir erinnern nur an die berühmten Teppiche
im Chor des I-Ialberstädter Domes, wo auf den Wangen
der Figuren kleine Kreisringe erscheinen, oder an die
bei Bock in seinem Werke über die „Liturgischen Ge-
wänder" (Band I, Tafel X) abgebildete Perlenstickerei.
Wir wollen nun zur Betrachtung der Hauptdar-
stellungen des Antependiums übergehen. In dem linken
Kreise sehen wir die Verkündigung Mariens dargestellt;
die herumlaufende Inschrift lautet: AVE - MARIA -
GRACIA - PLENA - DOMINVSZTECV - BENEDICTA -
TV. (Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der I-Ierr
ist mit dir, du Gebenedeite!) An
den Hauptfiguren und der herab-
schwebenden Taube wäre im großen
ganzen für den Kenner mittelalter-
licher Kunst nichts Auffälliges zu
bemerken; denn die sonderbar ver-
schobene Form des Gesichtes Mariens beruht zum Teile
nur auf nachträglicher Verzerrung des Grundstoffes.
Sehr auffällig ist aber die Darstellung des kleinen Ein-
hornes unten zwischen den beiden Hauptgestalten. Es
kann hier auf die Entstehung und Bedeutung der Ein-
hornlegende nicht näher eingegangen werden; wir ver-
weisen auf die reiche Literatur, die Fr. X. Kraus in
seiner „Geschichte der christlichen Kunst" anführt und
die seither noch einige Bereicherung erfahren hat.
jedenfalls scheint das Einhorn, ebenso wie der Löwe,
schon im Physiologus das Mysterium der Inkarnation
darzustellen; auch gilt das in den Schoß der Jungfrau
Stola , XIII. Jahrhundert
M.
i;
, qäuä,
Stola, späuomanisch
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