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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 12)

möchte sagen, verschmitztes Gesicht zu eigen hat, mit scheinbar gleichgültig 
in die Welt schauenden und dabei doch listig alles Komische beobachtenden 
Augen. Diese köstliche Erscheinung des alten Wien war die einstige 
k. k. Hofburgschauspielerin und nachmalige Hofrätin I-Ienriette Stierle-Holz- 
meister. Sie war eine geborne Hamburgerin und ihr Mädchenname lautete 
Mirk. Henriette Mirk, die erstmalig einen Schauspieler Stierle ehelichte, kam 
mit ihrem Gatten, der zweite Liebhaberrollen spielte, im Jahre 1777 nach 
Wien, wo sie mit besonders gutem Erfolg feinere Soubretten gab. Sie ward 
an das Hofburgtheater engagiert und heiratete in zweiter Ehe einen Hofrat 
Holzmeister, von dem die Familientradition sagt, daß er irgend eine Stellung 
in der Hoikanzlei innehatte. 
AUS DEM "WIENER KUNSTLEBEN 54b VON 
LUDWIG HEVESI-WIEN 50' . 
EIN KAISERLICHES JUBELGESCI-IENK AN DEN PAPST. Wir bringen 
auf Seite 662 und 663 die Abbildungen des Brustkreuzes, welches Seine Majestät der 
Kaiser dem Papst zum fünfzigjährigen Priesterjubiläum verehrt hat. Die Beschreibung des 
Brustkreuzes ist bereits auf Seite 504 des vorigen Heftes abgedruckt. 
ULDIGUNGS -AUSSTELLUNG „UNSER KAISER". Unter dem Pro- 
tektorat der Erzherzogin Mariajosepha fand in den Gartenbausälen eine umfassende, 
vom Publikum vollauf gewürdigte Ausstellung statt, die man eine ikonographische Lebens- 
geschichte des Kaisers nennen kann. 78 Jahre in Bildern und Abbildungen jeder Art, in 
jeder Technik, zu den verschiedensten Gelegenheiten, aus verschiedenstem Privatbesitz. 
Ein Teil davon persönliche Andenken, wie die Schriften aus der Schulzeit (k. k. Familien- 
Fideikommißbibliothek) und die jugendlichen Zeichnungen, Lithographien, der Kaiser als 
Selbstkünstler. Die ganze Umgebung des Kindes Franz Joseph war da durch Geräte und 
Bilder illustriert. An die Thronbesteigung (Olmütz 1848) war man besonders erinnert, 
selbst durch die Originalmöbel des dortigen Thronsaals. Das Hauptinteresse knüpfte sich 
freilich an die Porträtgalerie. Manches war nie zuvor in die Öffentlichkeit gelangt, so das 
allererste Porträt des strampelnden Wiegenkindes (1830), ein Aquarell von Rungaldier nach 
Ender (Herzogin Mathilde zu Sachsen) und ein in ein Brasselett gefaßtes Miniaturbild (183 i, 
Prinzessin Gisela). Die delikaten Genreporträte Fendis, die Daffingersche Kraftminiatur im 
roten Kleidchen (x833,GräEn Stephanie Lönyay), die von Ender, Stieler, KriehubenAmerling 
herrührenden oder auf sie zurückgehenden Bildnisse sind ins allgemeine Bewußtsein über- 
gegangen. Selbst die Ansichtskarte des jubeljahres hat sich einzelner bemächtigt. Unter 
den Episoden erscheint eine vorzügliche, von Fendi, zum erstenmal (Erzherzogin Maria 
Josepha). Ein meisterhaftes Aquarell aus dem Cholerajahre 1832, Kaiser Franz, das Enkel- 
bübchen an die Brust drückend, während Kaiserin Karolina Augusta sagt: „Gott erhalte Sie 
beide." Unter den Jugendbildnissen sind zwei besonders interessant, durch weichere, rund- 
lichere Behandlung der Form: eine Bleistiftzeichnung von Danhauser (x844, Erzherzogin 
Marie Valerie) und ein Bild von Eybl. Das erste Kaiserporträt ist eine Olmützer Bleistiftstudie 
von Prinzhofer (Albertina), dessen kolorierte Lithographie von 1849 diesen Ephebentypus - 
wie man jetzt sagen würde _ schon festgestellt zeigt. Die „Handkolorierung" wurde wie 
von selbst obligat; das goldene Blond, die blauen Augen, die frischen Farben durften nicht 
unterdrückt sein. Mit ihrer saubersten Hand gingen die Maler des Vormärz daran; Lieder 
(1848, Prinzessin Gisela), Eybl (x85z), der Mikroskopiker von allem, was Dekoration hieß.
	        
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