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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 1)

der schweren Humpen mit Reliefauflagen und bunter Emailbemalung ge- 
worden. Was die Stadt im Mittelalter erzeugte, wissen wir nicht; jedenfalls 
hatte sie aber schon früh eine hochentwickelte keramische Industrie, deren 
Spuren verloren gehen mußten, als gegen Lichtmeß des Jahres 1430 die 
Hussiten die Stadt gänzlich einäscherten und dieser Verwüstung eine zweite 
im Jahre 1553 folgte. Nicht unberechtigt sehen wir in der ursprünglich 
slawischen Bevölkerung die ersten Hafner Kreußens. Es ist historisch nach- 
gewiesen, daß Slawen Eisenhämmer im heutigen Kupfergraben anlegten und 
Urnen aus Kreußener Erde fertigten. Zwischen frühen Funden in Böhmen 
und Mähren und den zwei vasenförmigen Trinkgefäßen mit acht, beziehungs- 
weise zehn henkelartigen Ansätzen der Sammlung Figdor besteht eine ins 
Auge fallende Verwandtschaft. Beide Gefäße sind am Mündungsrand und 
Fuß in Silber montiert. Das eine trägt die Wappen der Grafen von Presing 
zum Stein und der Grafen von Concin sowie das Wiener Beschauzeichen 
und das Meisterzeichen des Wiener Goldschmieds Christof Hedeneck (1574 
bis 1594). Das zweite Gefäß, auf der Fassung 1585 datiert, führt die Wappen 
der Geschlechter Wichgreue und Wimphling und des Nürnberger Geschlechts 
der Eberhart (Abb. 25). Es waren somit hochgeschätzte Stücke, vermutlich 
Erzeugnisse des frühen XV. Jahrhunderts, die dann spät in Silber gefaßt 
wurden. Das Material ist braune Steinzeugmasse und die Wandung mit zahl- 
losen Blasen gebuckelt, die ein Zufall des Brandes oder auch beabsichtigt 
sein können, um den Bechern in der Hand des Trinkers mehr Sicherheit zu 
geben. In der Gestalt sowie in der Art der Henkelverzierung gleichen sie 
den in Laschitz nächst Müglitz in Mähren aufgefundenen Steinzeugvasen, 
die in gleicher Weise mit Blasen bedeckt sind. 
Die Stadt Kreußen war auch Münzstätte und wird 1686 „officina olim 
monetaria" genannt. Sie prägte zu Beginn desXVIIJahrhunderts Sechsbäzner, 
welche alsI-linweis auf Kreußen amBeginn derUmschrift einebauchige Flasche, 
eine Krause zeigen, von der Form, wie wir sie in Abbildung 26 sehen. Auf 
diesem Exemplar sind die Figuren eines jungen Paares und drei Wappen auf- 
gemalt, von welchen das mittlere mit einer Eule nur symbolische Bedeutung 
hat, während die beiden andern auf die Allianz eines Grafen von Henneberg 
hindeuten. Der Mündungsreifen trägt die Umschrift: „Alle, die uns bede 
kennen, denen geb der liebe Got, was sie uns gennen. Act. D. 12. Marc 79". 
Nicht ganz aufgeklärt ist das Verhältnis der Familie Vest zur Kreußener 
Steinzeugtöpferei. Hans Kaspar, Hans Christof und Georg Vest sollen am 
Ausgang des XVI. und im beginnenden XVII. Jahrhundert viel für die 
Hafner in Kreußen gearbeitet haben. Hier handelte es sich wohl in erster 
Linie um Herstellung von Modellen, beziehungsweise Hohlformen für die 
Reliefauflagen auf den Krügen. Als ausübende Ofenhafner sind sie dort nicht 
nachzuweisen. Dagegen hat die Werkstatt Vest in Nürnberg und andern 
Orts Ofen von hohem Kunstwert hergestellt. Wir kommen noch bei Be- 
schreibung aus Oberösterreich stammender Kacheln auf diese Hafnerfamilie 
eingehender zu sprechen.
	        
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