an
Aus den bisher besprochenen Kunstkeramiken haben wir die große Be-
deutung der niederrheinischen und fränkischen Steinzeugbetriebe entnommen.
Die Vorzüge des Materials, seine Undurchlässigkeit und Haltbarkeit, die
selbst gegen Stoß und Fall einige Sicherheit bot, hat der Ware einen enormen
Absatz und ihren Erzeugern reichen Gewinn gesichert. Die künstlerische
Ausstattung der Gefäße verhalf den Krugbäckern zu gutem Ruf und An-
sehen, die sich besonders bei der Siegburger Zunft äußerten. Lager von
Steinzeugton waren und sind heute auch in andern deutschen Ländern vor-
handen; aber die Qualität des Rohmaterials ließ einen Betrieb in größerem
Stile entweder überhaupt nicht aufkommen oder erst zu einer Zeit, als die
Fayence und das Porzellan jede künstlerische Entfaltung unmöglich machten.
So blieb im Mittelalter und
in der Neuzeit der Mehr-
zahl deutscher Hafner
lediglich der gewöhnliche
I-Iafnerton als Rohstoff -
zugleich allerdings und
bis auf den heutigen Tag
als einzig zu verwenden-
des Material für Kachel-
öfen und weiters für Ge-
fäße, welche bei geringen
Herstellungskosten und
der Fähigkeit, Hitze zu
vertragen, der großen
Masse des Volkes dienen
sollen.
Wie es deutschen
I-Iafnern mit einem sol-
chen Rohmaterial ge-
lungen ist, von primitiven Anfängen, welche nicht den geringsten Anschluß an
klassische Formen und Techniken verraten, im Laufe der Zeiten Arbeiten zu
schaffen, denen ein Platz in der Kunstkeramik gehört, können wir an dem
weitaus reichsten Teil der Sammlung Figdor verfolgen. Die Gefäße des
Mittelalters waren ziemlich schmucklos. Mit Hilfe primitiver Werkzeuge, roh
zugeschnittener Holzspäne, eingestrichene und eingestochene lineare und
geometrische Muster waren alles, was zur Verzierung des Gefäßkörpers
diente. Auch Auflagen von dünnen Tonstreifen, Rosetten etc. bildeten
lediglich eine Wiederholung dieser Muster im positiven Sinne. Aus-
drücklicher haben sich die Versuche, den Ton auch plastisch zu behandeln,
bei andern Arbeiten als bei Gefäßen geäußert. Ein Kienspanhalter in
Gestalt eines Drachenkopfes mit kurzer, breiter Schnauze ist ein guter Ver-
treter dieser Zeit (Abb. 27). Im Gedanken an die sagenhafte Figur des
feuerspeienden Lindwurms hat hier der Hafner ein Beleuchtungsgerät von
Abb. 33. Gelb glasiener Gewürzaufsatz. Rheinländisch,
XVI. Jahrhundert. Höhe 0105 Meter